Ein Sohn von anti-bourgeoisen Hippie-Eltern ist einer der maßgeblichen Analytiker und Berater von Frankreichs konservativer UMP.
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Wenn ein konservativer Politiker in Frankreich nicht mehr weiter weiß, dann ruft er eine Nummer: die von Guillaume Peltier. Trotz seines verhältnismäßig jungen Alters hat der 35-Jährige ein politisches Gespür wie kaum ein anderer. Peltier liest die öffentliche Meinung, wie jemand, der einen Text in Blindenschrift entziffert: Wo andere nur verstreute Punkte sehen, erschließen sich ihm klare Ideen. Und so sind sein Rat und seine Analysen bei den höchsten Kadern der regierenden UMP gefragt: vom Parteichef über Minister bis zum Präsidenten.
Peltier ist ein Konservativer durch und durch, und das, obwohl (oder wahrscheinlich gerade weil) seine Eltern Hippies waren und er praktisch in einem Volkswagen-Bus groß geworden ist. Peltier war ein Musterschüler, der, wenn er nicht gerade lernte, Suppe an Obdachlose ausgab. Mit 22 schloss er an der Sorbonne sein Studium ab, ein Jahr später war er Professor für Geschichte und Geografie am Lycee.
Noch während seines Studiums wurde er politisch aktiv und schloss sich der rechtsextremen jungen Front National (FN) an. Obwohl er dort schnell in Richtung Führungsriege aufstieg, verließ er die Partei schon nach einem Jahr. Da sein Chef Jean-Marie Le Pen keinen Regierungsanspruch stellte, wechselte er zur MPF, die zwischen FN und UMP angesiedelt ist. Dort wurde er zur Nummer 2 der Partei und deren Sprecher. Er war der nette Euroskeptiker von nebenan und ist bis heute stolz darauf, als Erster im Jahr 2006 die Thematik um Burka, Minarette und Polygamie aufgebracht zu haben. Die sollte in den folgenden Monaten und Jahren die politische Debatte in Frankreich dominieren.
In der UMP begann man dem Potenzial Peltiers Rechnung zu tragen, bis schließlich der ehemalige Innenminister Brice Hortefeux nach einer Fernsehdebatte Peltier "komm zu uns" ins Ohr raunte. Der nahm das Angebot 2009 an und etablierte sich schon bald als Ratgeber und Analytiker in der Partei.
So soll er UMP-Chef Jean-François Copé maßgeblich bei der Verfassung seines Buchs "Ein Abgeordneter zählt unglaublich viel" zur Hand gegangen sein. Heute ist der verheiratete Vater von zwei Kindern Mitglied der Gegenschlag-Zelle, die die UMP gegründet hat, nachdem sie durch die sozialistischen Vorwahlen medial in den Hintergrund gedrängt wurde. In einem Team mit ehemaligen und amtierenden Ministern entwickelt er Strategien gegen die Sozialistische Partei und deren Spitzenkandidaten François Hollande. Dazu entwarf Peltier unter anderen den Slogan "Das Frankreich von Hollande ist das Griechenland von heute". Der Erfolg hat seinen Preis: Der Jungsporn wird manchen in der UMP bereits zu mächtig, die mit Ärger feststellen, dass Peltier sich "zu sehr exponiert".