Der ehemalige Gouverneur des mexikanischen Bundesstaates Mexiko macht sich nun daran, Präsident des ganzen Landes zu werden.
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Er ist jung, fesch, charmant, und die Mehrheit der Mexikaner glaubt, dass er ihr nächster Präsident wird: Enrique Peña Nieto hat Anfang der Woche angekündigt, nächstes Jahr für das höchste Amt im Staat zu kandidieren.
Bis vor kurzem war Peña Nieto Gouverneur von Mexiko, dem mit 15 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten Bundesstaat des Landes. Da das mexikanische Recht es Präsidentschaftskandidaten aber verbietet, jegliche anderen politischen Ämter während der Wahlkampagne auszuüben, verzichtete er auf diesen Posten. Seine Erklärung, Präsident werden zu wollen, kam dadurch nicht allzu überraschend. Grundsätzlich überraschender ist die Partei, für die er den Sieg erringen will. Das ist nämlich die PRI (Partido Revolucionario Institucional - Partei der Institutionellen Revolution).
Das Vollmitglied der Sozialistischen Internationale wird gerne als "Dinosaurier" bezeichnet und war 71 Jahre lang durchgehend an der Macht, bevor es im Jahr 2000 von der konservativen PAN (Partido Acción Nacional) mit Präsident Vicente Fox gestürzt wurde. Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa bezeichnete die Herrschaft der PRI seinerzeit als "perfekte Diktatur".
Peña Nieto kontrastiert dieses Bild mit seinen 45 Jahren. Er wirbt für eine erneuerte Partei, die aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und ihren schlechten Ruf durch Glaubwürdigkeit ersetzt habe.
Mit der Zeit sind die Erinnerungen an die Misswirtschaft der PRI in Vergessenheit geraten. Die heutige Wählerschaft Mexikos war zu 30 Prozent unter 18 Jahre alt, als die PRI gestürzt wurde. Für viele würde nun umgekehrt ein Sieg der PRI das Ende einer 12-jährigen PAN-Herrschaft bedeuten.
Zum flockig-dynamischen Image des Politikers passt auch die Hochzeit mit seiner zweiten Frau, Angelica Rivera, einem populären Telenovela-Star. Peña Nietos erste Frau, mit der er drei Kinder hat, verstarb 2007 an den Folgen eines epileptischen Anfalls. Die Eheschließung im November 2010 wurde von der Yellow Press einmütig als Traumhochzeit gefeiert.
Allerdings führte Riveras Ruf als Goldesel des mächtigen Medienkonzerns Televisa zu Spekulationen, ihr Mann profitiere von einem besonderen Rückhalt durch das Unternehmen. Auf einem seiner Sender machte er auch seine präsidialen Ambitionen offiziell.
Der Sender hat aber auch eine Affäre ausgestrahlt, die dem Politiker weniger gefallen haben dürfte. So berichtete ein ehemaliger Sonderschuldirektor, dass er, weil er öffentlich Frauenkleider getragen hatte, zuerst entlassen und danach unter einem Vorwand verhaftet worden war. Im Gefängnis wurde er ebenso vergewaltigt wie nach seiner Freilassung. Stets habe man ihm beschieden, im Auftrag des Gouverneurs gehandelt zu haben. Eine Behauptung, für die bis heute allerdings jeglicher Beweis fehlt.