Josef Penningers Wirkstoff gegen die Erkrankung mit dem Coronavirus startet in die klinische Studienphase.
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Wien. Das von Josef Penninger entwickelte Medikament gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 soll an 200 Patienten in Österreich, Deutschland und Dänemark getestet werden. Das gab die Firma Apeiron Biologics mit Sitz in Wien am Donnerstag bekannt. Von den Aufsichtsbehörden der Länder sei die Genehmigung zum Start einer klinischen Phase II-Studie zur Behandlung von Covid-19-Patienten erteilt worden, heißt es in einer Aussendung des Unternehmens.
Phase-II-Studien werden durchgeführt, um festzustellen, ob ein Arzneimittel im Vergleich zu einem Placebo wirksam ist. Wenn ja, werden in Phase III Wirksamkeit und Sicherheit an einer größeren Personengruppe überprüft.
Der Medikamentenkandidat APN01 imitiert den Rezeptor ACE-2, der an der Oberfläche von Zellen sitzt und dort die Lunge schützt. ACE-2 kann Signale von außen empfangen und diese ins Zellinnere schleusen. Unbemerkt dockt das Virus an den Rezeptor an, weswegen dieser ihm unbeabsichtigt die Tore ins Zellinnere öffnet, wo es sich vermehrt. Das biotechnologisch hergestellte Protein APN01 verwischt wie ein Schwamm die Spur. Es sieht genau so aus wie der Rezeptor, öffnet aber die Tore nicht. Das Virus steht an - und wird mit dem Medikament wieder ausgeschieden.
Doppelte Wirkung
"Der Medikamentenkandidat APN01 ist ein synthetisches Enzym mit dem Potenzial, die Infektion von Zellen durch das neuartige Virus Sars-CoV-2 zu blockieren und entzündlichen Reaktionen in der Lunge entgegenzuwirken", heißt es in der Aussendung.
Die Idee zu dem Wirkstoff hatte der Immunologe mit Kollegen vor 15 Jahren auf der Suche nach einem Medikament gegen die schwere Lungenerkrankung Sars, die 2002/2003 weltweit 8000 infizierte und 776 Leben forderte. Sars betritt die Lunge durch dasselbe Tor wie das Coronavirus. Die Forschenden entwickelten damals eine erste Version des Wirkstoffs zur Behandlung von Lungenversagen.
"Alles, was wir damals gemacht haben, lässt sich heute anwenden", betonte Penninger in einem Interview mit der "Wiener Zeitung". Allerdings sei es "vergleichsweise einfach" gewesen, Sars unter Kontrolle zu bringen, da dieses Coronavirus weniger ansteckend ist.
Ursprünglich sollte APN01 in China getestet werden, doch es gab Verzögerungen vonseiten der Behörden. Österreich, Deutschland und Dänemark waren schneller. Schon kommende Woche sollen die ersten Patienten für die Studie ausgewählt werden. Der Wirkstoff soll sieben Tage lang zwei Mal täglich als 30-minütige Infusion verabreicht werden, danach werden die Patienten 29 Tage lang nachkontrolliert. Die Auswertung soll dann bis Sommer dauern. Bei Positiv-Resultaten könnte die Infusion weltweit zugelassen werden.