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Immer mehr Gruppen beanspruchen für sich Ausnahmen im Pensionssystem. Gestern forderte die Ärztekammer für die Spitalsärzte die Berücksichtigung der Nachtdienste und der überdurchschnittlich hohen Wochenarbeitszeit in Krankenhäusern.
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Die Spitalsärzte argumentieren damit, dass Ärzte im Durchschnitt erst mit 29 Jahren zu arbeiten beginnen und damit bis 65 nur auf 36 Berufsjahre kommen. Um den maximalen Pensionsanspruch von 80 Prozent ihres Lebens-Durchschnittseinkommens zu erreichen, wären aber 45 Arbeitsjahre nötig. Die hohe Wochenarbeitszeit und die Nachtarbeit müssten angerechnet werden. Sie verlangen auch, dass der jährliche "Steigerungsbetrag" bei Spitalsärzten von 1,78 Prozent auf 2,67 Prozent angehoben wird.
"Die Ärzte erhalten ihre Arbeitszeit abgegolten", replizierte Sozialexperte Bernd Marin. Er gibt zu bedenken, dass Schwerarbeiter, wer immer dann dazu gezählt wird, nicht besser gestellt werden sollen als Invaliditätsrentner, die schließlich wirklich ihre Gesundheit dem Arbeitsmarkt geopfert haben. Marin befürwortet auch, dass der Mehraufwand für Schwerarbeiter nicht vergesellschaftet werden soll, sondern von jenen Unternehmen zu tragen wäre, die diese Schwerarbeit verlangen.
Für VP-Sozialsprecher Walter Tancsits ist der "Run" auf die Schwerarbeiterregelung verschiedener Gruppen Beweis für deren Attraktivität. "Offensichtlich erwarten die Leute hier eine faire Lösung." Keinen Zweifel lässt Tancsits, dass er an dem geplanten Malus von 3 Prozent pro Jahr nicht mehr rütteln will. Höchstens eine Staffelung, wie sie FPÖ-Chefin Haubner angeregt hatte, sei für ihn vorstellbar.