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Pensionsexperte wünscht Europa mehr Kinder

Von Rosa Eder

Wirtschaft

Seit Jahren diskutieren Experten darüber, was besser für die Sicherung der Pensionen ist: Das staatliche Umlageverfahren, bei der die Aktiven die Renten der Pensionisten zahlen, oder das Kapitaldeckungsverfahren, bei dem die eingezahlten Beiträge in Wertpapieren veranlagt werden.


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Für Weltbank-Direktor Robert Holzmann gibt es kein "oder", sondern nur ein "und". Denn auch kapitalgedeckte Pensionen brauchen die nächste Generation - in der Gestalt von Anlegern. "Die Kapitaldeckung unterliegt denselben demografischen Zwängen wie das Umlageverfahren", sagte Holzmann im Rahmen eines Pensionssymposiums der Raiffeisen Versicherung in Paris.

Weniger Arbeitskräfte in Europa, mehr in den USA

Aufgrund der Überalterung werde das Arbeitskräfteangebot in Europa bis 2050 um 20% sinken, in den USA im gleichen Zeitraum aber um 50% steigen, prognostiziert der gebürtige Österreicher Holzmann, der in der Weltbank die Abteilung "Social Security" leitet. Dieses Problem könnte jedoch entschärft werden: Durch verstärkte Migration und "Natürlich: Mehr Kinder!"

Die hohen Pensionskosten hemmen die Wettbewerbsfähigkeit Europas, so Holzmann. Er hat ein ideales Alterssicherungssystem für Europa entwickelt, das aus einer Hauptsäule mit zwei seitlichen Stützen besteht. Die Hauptsäule sollte eine Kombination aus Umlage- und Kapitaldeckungsverfahren sein. Eine normierte "Sozialpension" für Menschen ab 70 und eine kapitalgedeckte betriebliche und/oder private Pension sollten das System ergänzen. Schweden, Lettland und Polen hätten schon den richtigen Weg eingeschlagen.

Österreich zähle gemeinsam mit Italien, Polen und Paraguay zu den Ländern mit den teuersten Pensionssystemen der Welt, konstatierte Holzmann. Für die "Abfertigung Neu" erteilte er seinem Heimatland ein großes Lob. Dass die Harmonisierung der verschiedenen Pensionssysteme so lange dauert, überrascht ihn jedoch: "Das System könnte in einem Jahr umgestellt werden", ist Holzmann überzeugt.