Zum Hauptinhalt springen

Pentagon-Falken im Aufwind

Von Herbert Winkler

Politik

Washington - US-Präsident George W. Bush hat vor jubelnden Luftlandetruppen keinen Zweifel daran gelassen, dass der Krieg gegen den internationalen Terrorismus und seine Helfer erst begonnen hat. Nach Afghanistan könnte er auch auf andere Länder übergreifen. "Afghanistan ist erst der Anfang des Krieges gegen den Terror", rief Bush vor den Soldaten in Fort Campbell in Kentucky aus. "Es gibt andere Terroristen, die Amerika und seine Freunde bedrohen, und es gibt andere Länder, die sie unterstützen. Wo immer sie sich verbergen, wo immer sie Pläne schmieden, wir werden die Terroristen treffen."


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Doch wo eine zweite Front eröffnet werden könnte, wie und ob es im Anschluss an Afghanistan militärisch weitergeht, liegt bisher im Dunkeln. In Spekulationen rückt immer stärker der Irak als das mögliche nächste Ziel in den Vordergrund. Dies bereitet einigen europäischen Verbündeten, vor allem Frankreich, und dem wichtigen Anti-Terror-Partner Russland sichtliches Unbehagen.

Schon vom Augenblick an, an dem die "Bush-Doktrin" des gnadenlosen Anti-Terror-Kampfes geboren wurde, galt der Irak als die wahrscheinliche "zweite Adresse". Politische Falken in Washington richteten ihr Zielfernrohr auf das Regime in Bagdad, das vor fast elf Jahren den Golfkrieg trotz einer verheerenden Niederlage überstand. Inzwischen wurde bekannt, dass sich einer der Anführer der Flugzeugattentäter des 11. September, Mohammed Atta, in Prag mit irakischen Geheimdienstleuten traf.

Spekulationen, dass es bald erneut gegen Saddam Hussein gehen könnte, schossen besonders in dieser Woche ins Kraut. Die USA bezeichneten den Irak auf der Biowaffenkonferenz in Genf als die größte Gefahr für die internationale Sicherheit nach der Terrororganisation El Kaida von Bin Laden.

Einer der Ersten, die endgültig mit Saddam aufräumen wollten, war in Washington der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz. Jede Regierung, die Terroristen aufnehme oder unterstütze, sollte sich Sorgen machen, sagte er am vergangenen Wochenende. "Es gibt immer noch eine Menge zu tun", fügte er später im Pentagon hinzu, "in Afghanistan und darüber hinaus."

Doch US-Präsident George W. Bush hat nach Versicherungen des Weißen Hauses keine Eile. Noch sei die "Phase Eins" in Afghanistan nicht beendet. "Es gilt immer noch eine Mission zu vollenden, die Zerstörung der El Kaida und der Taliban", stellte Bushs Sprecher Ari Fleischer fest. Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice sagte, der Irak sei seit Jahren eine Bedrohung. "Wir brauchten nicht den 11. September, um herauszufinden, dass er unsere Interessen gefährdet. Wir werden mit der Lage schließlich fertig werden."