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Ein Anruf in der Einsatzleitzentrale genügt und die italienischen Carabinieri können anhand der Telefonnummer Namen und Ort des Anrufenden feststellen und per Mausklick die in der Nähe befindlichen Einsatzkräfte alarmieren. Möglich macht dies das von der Siemens-Tochter "Siemens Business Services" (SBS) installierte europaweit größte mobile Notrufsystem - ausgestattet mit GSM und GPS.
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112 ist in Italien der direkte Draht zur Polizei. Mit "Carabinieri" werden die Anrufenden am anderen Ende der Leitung empfangen. Der Großteil der Notrufe bleibt allerdings unbeantwortet - zumeist verwählt oder ein Scherz.
Doch ein Ernstfall führt zu einer schnellen Kettenreaktion: Sobald der Ort des Geschehens bekannt ist, kann der Einsatzleiter auf einem digitalen Stadtplan in Echtzeit die aktuellen Standorte und Bewegungen der über Funk georteten Fahrzeuge erkennen. Die Positionsdaten werden als SMS-Nachricht oder über die Funkkanäle der Carabinieri zur Zentrale geleitet, wo schließlich ein Einsatzdatenblatt mit allen Informationen und der Dringlichkeitsstufe erstellt wird. Einige Fahrzeuge verfügen auch schon über GPS.
Wiederum per SMS werden diese detaillierten Infos an die jeweiligen Einsatzkräfte gesendet. Die Fußstreifen benutzen als direkte Verbindung mit der Zentrale einen Pocket-PC und können auch damit ständig geortet werden, wie Colonello Luigi Robusto aus dem Carabinieri Hauptkommando in Rom vor JournalistInnen skizzierte.
Per Mausklick hat die Leitzentrale überdies die Möglichkeit, bestimmte Funktionen der Fahrzeuge fernzusteuern. Ein Klick und die Türen sind verriegelt oder der Motor abgestellt. Über die Freigabe kann dann wieder nur die Zentrale entscheiden.
Das System hat SBS nach einem Pilotprojekt im Jahr 2000 nun bereits in insgesamt 113 italienischen Städten installiert. Der Auftragswert liegt bei knapp 80 Mill. Euro.
Und die Zukunft bringt noch mehr: dreidimensionale Straßenkarten, Erkennungssysteme für Nummerntafeln auf den Dächern der Fahrzeuge - auch Infrarotvideokameras - sowie den Einsatz neuer Systeme wie GPRS oder UMTS. Künftig können die Carabinieri auch alle Daten der Einsatzleitzentrale über ihren Pocket-PC abrufen.
Die Arbeit der Carabinieri wird durch dieses System deutlich effizienter. Die Einsatzleitzentralen sind überdies auch mit der Staatspolizei gekoppelt. Bald könnten diese aber auch mit Rettung und Feuerwehr verbunden sein.
Im spanischen Barcelona verfügen die ambulanten Rettungsdienste bereits über ein solches Notfall-Management-System. Die Reaktionszeiten werden sich mit der Lösung um rund 20 Prozent verringern, heißt es laut SBS.
Wissen
GSM (Global System for Mobile Communication) - mobiles Kommunikationssystem
GPS (Global Positioning System) - Satellitenortungssystem
GPRS (General Packet Radio Services) - neuer Standard einer mobilen Datenübertragung; bis zu 15 Mal schneller als bisher bei GMS möglich
UMTS (Universal Mobile Telecommunication System) - völlig neue Mobilfunktechnik
SMS (Short Message Service) - Kurznachricht via Mobiltelefon