Online-Jobbörsen verzeichnen in Deutschland rasante Besucherzuwächse. Neben dem traditionellen Gang zum Arbeitsamt, Zeitungsannoncen und privaten Stellenvermittlungsbüros sind sie zur wichtigen Anlaufstelle für Arbeitssuchende geworden. Hundertausende Stellenangebote lassen sich mittlerweile per Mausklick abrufen. Nach einer Studie der Beraterfirma MMXI Europe hat sich die Besucherzahl bei den virtuellen "Arbeitsämtern" zwischen Jänner und Juli mehr als verdoppelt.
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Marktführer ist nach wie vor die deutsche Bundesanstalt für Arbeit (BA) mit ihrem Auftritt www.arbeitsamt.de. Die Privatanbieter kämpfen ihrerseits mit Übernahmen, Fusionen und Zusatzangeboten um weitere Marktanteile. Eines räumen indessen alle Beteiligten ein: Der Erfolg der Online-Jobbörsen lässt sich kaum messen.
Arielle Dinard von MMXI Europe, an der die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) beteiligt ist, begründet den Erfolg der Internet-Angebote mit wichtigen Vorteilen für die Jobbewerber: "Nirgendwo können sich Menschen schneller, bequemer und ungestörter über aktuelle Stellenangebote informieren." Udo Karlsberg von der Nürnberger Bundesanstalt spricht denn auch von einem "dramatischen" Anstieg der Besucherzahlen auf der hauseigenen Internet-Stellenbörse in diesem Jahr.
Jeder Tag bedeutet bares Geld
Tatsächlich ist der Aufwand für den Gang ins Internet sowohl bei arbeitsamt.de wie auch privaten Wettbewerbern wie jobpilot.de, stepstone.de oder monster.de denkbar gering. Ist der Zugang für das weltweite Datennetz vorhanden, können sich Stellensuchende bei allen vorhandenen Angeboten unverbindlich, anonym und kostenlos über die ausgeschriebenen Jobs informieren. Bei den kommerziellen Anbietern werden nur die Firmen zur Kasse gebeten. So verlangt etwa jobpilot.de für die vierwöchige Nutzung der Bewerberdatenbank 995 Euro (13.691 Schilling) - besondere Suchdienste kosten extra.
Nach Ansicht von Karlsberg profitieren auch die Firmen von dem neuen "Vertriebsweg" bei der Stellenvermittlung: "Bei der Suche nach neuen Arbeitskräften ist jeder Tag bares Geld", sagte der Behörden-Sprecher. Im Gegensatz zur Zeitungsannonce, die mehrere Tage Vorlauf brauche, verkürzten die Online-Dienste "die Vakanzzeiten zwischen Suche und Ersetzung deutlich". Die Arbeitsämter hätten durch den Service "20% Neukunden bei Arbeitgebern gewinnen können". Vor allem kleinen und mittleren Unternehmern sei der Gang zum Arbeitsamt zu zeitaufwendig gewesen: "Internet haben die alle auf dem Schreibtisch."
Die Bundesanstalt setzt auf ein umfassendes Angebot für alle Branchen. "Bei uns ist das gesamte Berufsspektrum vom Küchenhelfer bis zur Ärztin vertreten", sagt Karlsberg. "Die kommerziellen Börsen richten sich häufig auf das mittlere und obere Berufssegment, weil dort höhere Erträge zu erwirtschaften sind."
Überleben werden "Karriereportale"
Bei den Privaten ist das Geschäft mit dem Jobhandel bislang nur für wenige zur Goldgrube geworden. Der Wettbewerb ist hart, viele Angebote verschwinden innerhalb weniger Monate wieder sang- und klanglos vom Markt.
Für Stephan Lindenfeld von jobpilot.de hat nur das Unternehmen auf Dauer eine Chance, das den Bewerbern umfangreiche Zusatzangebote liefert und damit hoch qualifizierte Kandidaten in seine Datenbanken locken kann. "Das mit den bloßen Job-Boards wird sich irgendwann erledigen. Die Firmen sind auf Dauer nur bereit, Geld zu zahlen, wenn die richtigen Kandidaten vor der Haustür stehen", sagt Lindenfeld. Der Trend gehe zum "Karriereportal", das nicht einfach nur Stellen aufliste, sondern umfangreiche Informationen zu Aufstiegschancen, Auslandsaufenthalten und rechtliche Tipps biete. Wie effektiv die Online-Jobvermittler sind, weiß allerdings niemand. Wie andere kommerzielle Internet-Angebote bekriegen sich die Anbieter mit Besucherzahlen ihrer Websites. Der MMXI-Studie zufolge war im Juli arbeitsamt.de mit 361.000 Jobsuchenden die Nummer eins in Deutschland, gefolgt von jobpilot.de (310.000) und stepstone.de (172.000). Über die Erfolgsquote der Vermittler sagt das nichts aus, wie Nicole Göttlicher von stepstone.de einräumt: "Wie viele letztendlich einen Job gefunden haben, wissen wir leider nicht".