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Pereiras Pointe im Postenkarussell

Von Christoph Irrgeher

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Alexander Pereira hat allen Grund, sich unfair behandelt zu fühlen. Jahrelang hat er der Mailänder Scala Sponsoren, spannende Regisseure und Opernstars zugeführt - und was bekam er dafür? Eine auf den Deckel. Sein Vertrag als Intendant ist nicht verlängert worden, jedenfalls nicht im erhofften Maß. Statt einer zweiten Amtszeit bewilligte der Aufsichtsrat nur ein Zusatzjahr bis Juni 2021. Danach soll Dominique Meyer, bis 2020 Wiener Staatsoperndirektor, das Ruder übernehmen.

Ganz von Ungefähr kam Pereiras Abwahl aber auch nicht. Der Unternehmergeist des gebürtigen Wieners - man weiß es aus seiner Zeit als Salzburg-Intendant - neigt bisweilen dazu, Gremien vor vollendete Tatsachen zu stellen. In Mailand war dies ein geplanter Deal: Für 15 Sponsor-Millionen hätte ein saudischer Prinz Platz im Aufsichtsrat finden sollen. Ein Sakrileg im opernstolzen Mailand. Dennoch hätte man gerade hier gut daran getan, einen kantigen Macher zu halten.

Nun ist aber von einer Schlusspointe zu berichten, die Pereira in die Hände spielt. Der wird nämlich Leiter der Oper von Florenz, weltbekannt für das Festival Maggio Musicale Fiorentino. Das Antrittsdatum ist zwar noch unbekannt, der Chefsessel in der Toskana dürfte aber schon ab Herbst frei sein. Heißt also: Pereira könnte auf das Scala-Verlängerungsjahr wie auf ein unnötiges Almosenverzichten. Oder Mailand gar noch heuer verlassen. Was angesichts des dortigen Weltruhms aber ein unwahrscheinlicher Affront wäre.