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Perry in der Pole Position

Von Alexander U. Mathé

Politik

Texaner punktet bei Generation 65+. | Bachmann fällt weiter zurück.


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Washington/Wien. Führungswechsel bei der republikanischen Spitzengruppe um die US-Präsidentschaftskandidatur. Rick Perry, der Gouverneur von Texas, führt Umfragen zufolge im Vorwahlkampf vor dem Ex-Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, und der Abgeordneten von Minnesota, Michele Bachmann.

Damit haben die Republikaner zum ersten Mal einen neuen Favoriten, der nächstes Jahr versuchen soll, Präsident Barack Obama sein Amt streitig zu machen. Seit Monaten hatte Romney das Kandidatenfeld stets souverän angeführt. Je nach Umfrage (Rasmussen, Gallup, Public Policy) führt nun Perry mit 11, 12 oder gar 13 Prozentpunkten vor Romney.

Die Umfragen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen. Denn Perry erfreut sich durch seinen späten Einstieg vor zwei Wochen derzeit außerordentlicher Aufmerksamkeit. Hinzu kommt, dass die Umfragen, obwohl erst diese Woche veröffentlicht, bereits ein bis zwei Wochen alt sind, also zu einem Zeitpunkt erfolgt sind, da der Hype um Perry sogar noch größer war. Perry und Romney könnten also in Wirklichkeit enger beieinander in Führung liegen.

Gegenüber Romney hat Perry den Vorteil, neu und unverbraucht zu sein, während bei Ersterem seit seinem erfolglosen Versuch, 2008 Präsident zu werden, der Lack angekratzt ist. Perry ist zudem charismatischer als der generell als zu steif beschriebene Romney.

Dafür hat Perry in der kurzen Zeit seiner Kandidatur bereits harte Attacken einstecken müssen. Er sei für einen Republikaner zu weich beim Thema Immigration, wurde ihm vorgeworfen. Zudem berichtete die Internet-Zeitung "Huffington Post", dass er versucht haben soll, pensionierte Lehrer in Texas davon zu überzeugen, eine Schweizer Bank Lebensversicherungen in ihren Namen kaufen zu lassen. Ähnlich einem Leibrentenvertrag wäre dann indirekt an der Wall Street auf den Tod der Lehrer gewettet worden. Als Vermittlungsgebühr für das Geschäft hatte man sich bis zu 700 Millionen Dollar für die texanische Staatskasse erhofft.

Empfindlich geschadet dürfte Perry vor allem der drittplatzierten Bachmann haben. Die abgeschlagene Dritte verliert in den Umfragen konstant an Zustimmung. Nicht zuletzt, weil Perry auch für die Anhänger der Protestbewegung Tea-Party attraktiv ist, die bisher Bachmann für sich vereinnahmte.

Paul holt auf

Von der Verfolgergruppe beginnt sich Ron Paul allmählich abzusetzen. Letzte Woche kam der mit 76 Jahren älteste Kandidat zu einem ausgedehnten Medienecho. Allerdings war dabei einmütig das Thema, wa-rum über Paul nicht berichtet wird. Bei der letzten Testwahl in Iowa nur knapp von Bachmann geschlagen, gilt er als am meisten unterschätzter Kandidat. Trotz seines Alters ist Paul der Kandidat der Jugend. Gallup zufolge hat kein anderer Republikaner soviele Anhänger unter den 18- bis 29-Jährigen. Genau am anderen Ende des Spektrums findet sich Perry, der unschlagbar der Favorit der Generation 65+ ist.

Medienspekulationen zufolge ist das Kandidatenfeld aber noch nicht komplett. Von den vielen Namen, die genannt werden, hört man am lautesten jenen des Tea-Party gestützten Abgeordneten Paul Ryan. Doch grundsätzlich ist das Kandidatenfeld mittlerweile abgesteckt, sagte Michael Steele, ehemaliger Bundesparteichef der Republikaner. Die Bewerber, die derzeit im Rennen sind, wären auch jene, die sich den Sieg untereinander ausmachten.

Einzige Ausnahme: Tea-Party-Ikone und ehemalige Vizepräsidentschafts-Kandidatin Sarah Palin. Mit kampagnenähnlichen Auftritten treibt sie seit Monaten ein Verwirrspiel, mit dem sie stets die Gerüchte über ein mögliche Kandidatur am köcheln hält, ohne sich bisher festgelegt zu haben.