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Personalabbau kommt teuer

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Der Personalabbau und die Restrukturierung kommen die ÖBB teuer. Sie mussten für die nächsten Jahre Rückstellungen in der Höhe von 293,66 Mio. Euro machen. Diese "außerordentlichen Aufwendungen" drücken auf das Ergebnis. Die ÖBB müssen auch deshalb in der Bilanz 2004 einen Verlust von 129,35 Mio. Euro hinnehmen und Gewinnrücklagen auflösen.


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ÖBB-Finanzvorstand Erich Söllinger geht im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" davon aus, dass die vorläufigen Rückstellungen für die geplanten Personalmaßnahmen reichen - fürs erste. Jeder Pragmatisierte, der freiwillig das Unternehmen verlassen will, wird dafür mit dem golden Handshake belohnt. Bisher haben 380 angenommen. Diese "Aktion" soll auch bis 2010 fortgesetzt werden. "Es muss auf jeden Fall weniger kosten als wenn die Mitarbeiter im Unternehmen bleiben würden", erklärt Söllinger. In dieser ersten Rückstellung wurde für etwa 6.000 Abgänge Vorsorge getroffen. ÖBB-Vorstand Martin Huber geht davon aus, dass durch den natürlichen Abgang pro Jahr etwa 1.300 bis 1.500 Mitarbeiter ausscheiden. Und rund 500 Mitarbeiter denken daran in die zu schwach besetzten Justizanstalten zu wechseln.

Unzufrieden mit der Arbeitszeit, die Aufgrund von EU-Vorgaben geändert wurde, sind nicht nur die Vorstände. Auch die Mitarbeiter haben wenig Freude mit der Neuerung, die ihnen nur Nachteile brachte. Besonders unangenehm sind Ruhepausen an ungeeigneten Orten. Huber will daher das Thema nächste Woche abermals auch mit der Gewerkschaft diskutieren. Der ÖBB-Chef denkt, dass es wie für Piloten auch für das Bahnpersonal eine Ausnahme vom Arbeitszeitgesetz geben könnte, damit dieses wie früher bis zu 15 Stunden eingesetzt werden kann.

Obendrein hat Huber mit Bahngewerkschaftschef Wilhelm Haberzettl noch eine ander heikle Materie zu verhandeln. So wirft die Gewerkschaft der Lohnverrechnung vor, dass im Zuge der neuen Arbeitszeit die Gehälter falsch berechnet wurden und droht mit Klagen. Huber ist zuversichtlich, dass es in der Causa zu einer gütlichen Einigung kommt. Er glaubt nicht, dass sich Haberzettl gegen ein Prämienmodell für motivierte Mitarbeiter sträuben wird.

Der Wettbewerb beim Güterverkehr macht den ÖBB zu schaffen. So konnte die Bahn im vergangenen Jahr den Umsatz und die beförderten Güter um 4,5% auf 92 Mio. Tonnen steigern, doch die Spannen sind merklich eingebrochen. Söllinger bedauert, dass die Kunden Abschläge und Reduktionen herausschinden konnten. So stieg der Umsatz von 2.108 Mio auf 2.136 Mio. Euro, doch das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit sank von 100 Mio. auf 21,4 Mio. Euro. Diesmal halfen die Immoblien nur in geringen Ausmaß die Bilanz zu verschönern, denn Transaktionenen im Wert von 44 Mio. Euro konnten nicht abgeschlossen werden. Weiters wird das Ergebnis durch die höhere Schienenmaut mit 21 Mio. und die Reduktion von Leistungen durch den Bund um 16 Mio. Euro belastet.

Die Manager wollen mit den ÖBB im Güterverkehr zwei Strategien verfolgen. Einerseits soll eine ausgefeilte Logisitk-Kette angeboten andererseits auch ein Billig-Transporteur den Markt bearbeiten. Vor allem im Osten sehen sie großes Potenzial. Deshalb gilt die zum Verkauf feilgebotene slowakischen Bahn als atttraktive Beteiligung.