Zum Hauptinhalt springen

Persönlicher Pfadfinder an Bord

Von Monika Jonasch

Wirtschaft

Geschätzte vier Millionen Autofahrer suchen sich bereits mit elektronischer Unterstützung ihren Weg durch das westeuropäische Straßennetz. Ende des Jahres sollen es schon zehn Millionen sein. Autonavigation boomt, auch wenn der Markt noch in den Kinderschuhen steckt. Das liegt zum Teil daran, dass Autonavigationssysteme bislang eine Kostenfrage und Besitzern hochpreisiger Autos als Fixeinbauten vorbehalten waren. Inzwischen kann man aber auch schon mit Handy, PDA (Personal Digital Assistant), Notebook oder einem nachträglich einbaubaren Gerät navigieren. Und die Kosten schrumpfen angesichts des Massenmarkt-Potentials auch schon kräftig.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 20 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Wir hoffen und glauben an das Urbedürfnis nach Navigation. Wenn es einfach und billig genug ist, wird das bestimmt ein Massenmarkt", meint Alexander Ribbink, Marketingchef von TomTom im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Sein Unternehmen, laut Eigenangaben Marktführer in diesem Bereich in Europa, bietet Navigations-Software für PDAs und Mobiltelefone an, sowie das All-in-One-Gerät "TomTomGo".

Noch wird der Auto-Navigationsmarkt von Lösungen für PDAs dominiert. Gerüchte, wonach sich der iPaq von HP (ehemals Compaq) vor allem aufgrund seiner Benützbarkeit für Navigationsanwendungen so gut verkauft, wurden längst bestätigt. Der nächste Wachstumsschub durch tragbare Geräte sowie Mobilfunk-Lösungen steht jedoch schon unmittelbar bevor, glauben die Marktforscher von Canalys.

Positionsbestimmung aus dem Weltall

Bei der Navigation, ob im Auto oder auf Rad- oder Wandertouren, wird die jeweilige Position via Satellitenortungssystem ermittelt. Derzeit handelt es sich dabei um das US-System GPS (Global Positioning System). Künftig könnte auch das gerade im Aufbau befindliche europäische Satellitensystem Galileo dafür in Frage kommen.

Die aktuelle Position wird dann auf einer digitalen Karte auf PDA, Handy, Notebook oder Extragerät angezeigt. Wird eine Route eingegeben, lotst das Gerät den Benützer entweder ausschließlich mit grafischer Hilfe oder mit einer Kombination von Sprache und Grafik zum Ziel.

Es gibt auch Möglichkeiten, via Mobilfunkortung die Position zu bestimmen. "Das macht aber sehr abhängig von der Qualität der Verbindung, sei dies nun UMTS oder GPRS und kann teuer werden, weil üblicherweise pro Anfrage bzw. Aktualisierung der Position bezahlt werden muss", meint Ribbink.

Außerdem müsse man beachten, dass der benützte Bildschirm groß genug ist. Ab Smartphone-Größe und am PDA hält Ribbink aber den Einsatz von Navigationssoftware für unproblematisch.

"Wir haben aber herausgefunden, dass die Leute in Europa lieber ein Gerät extra haben, das gut navigieren kann und einfach zu bedienen ist, als alles am Handy zu machen", meint Ribbink. Er betont dies wohl nicht ganz zufällig, setzt sein Unternehmen doch große Hoffnungen auf "TomTomGo". Das kleine Gerät vereint Software und GPS-Empfänger und lässt sich über einen Touchscreen steuern. Mit einem Saugnapf wird es an der Windschutzscheibe oder dem Armaturenbrett angebracht.

Die mitgelieferte Software zeigt nicht nur Straßen, sondern auch Orte von allgemeinem Interesse wie Tankstellen, Bahnhöfe, Flughäfen, Parkhäuser oder Restaurants an. Diese können inzwischen auch vom Benutzer individuell erweitert werden. Gelotst wird der Reisende sowohl mit Sprache als auch mit Pfeilen über eine dreidimensionale Straßengrafik am 3,5 Zoll großen Monitor. "Für uns war auch wichtig, dass man für TomTomGo keinen PC und kein Handy braucht, obwohl man sich zusätzliche Karten und Updates via Internet herunterladen und überspielen kann", erläutert Ribbink.

Einen kleinen Aufholbedarf hat TomTomGo gegenüber der Konkurrenz am PDA aber, muss er zugeben: Noch integriert das Gerät nicht die Verkehrsinformationen via TMC (Traffic Message Channel). Der elektronische Lotse am PDA hingegen integriert den digitalen, via UKW ausgesendeten Gratis-Verkehrsfunk und kann bei Staus alternative Routen vorschlagen. Die TMC-Meldungen funktionieren auch im europäischen Ausland entlang der gängigsten Routen. Die Verkehrshinweise werden dabei aufgrund der international einheitlichen Codierung in der jeweils am Gerät eingestellten Sprache angezeigt.