Wiederverwertung von PET-Flaschen, die ständig tonnenweise anfallen. | Dem "Eco Ark Pavillon" in Taipeh sollen nun Gebäude in Europa folgen.
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Berlin. Der taiwanesische Architekt Arthur Huang hat einen neuen Baustoff entwickelt, der in Taiwan schon als einer der Baustoffe der Zukunft angesehen wird und auch in Europa kurz vor der Einführung steht. Huang recycelt aus Polyethylenterephthalat (PET), wie es vor allem in Plastikflaschen vorkommt, neue futuristisch anmutende große Plastikbehälter, die in Wabenform hergestellt und zu sogenannten Pollibrick-Fassaden zusammengesteckt werden können.
Daraus ließ Huang auch in Taipeh den neun Stockwerke hohen "Eco Ark Pavillon" errichten, der auf der im November 2010 eröffneten internationalen Gartenschau erstmals präsentiert wurde. Die Wände bestehen aus 1,5 Millionen recycelten Kunststoffflaschen, die an einem leicht montierbaren und noch leichter wieder demontierbaren Stahlgerüst befestigt sind. Auch in Europa ist Huang schon tätig und sucht Kooperationspartner. Kürzlich hat er auf dem Gelände des Energieforums Berlin einen kleinen Pavillon aus den Pollibricks errichtet.
Sechsecke wie Bienenwaben kommen in der Industrie überall dort vor, wo ein leichtes und gleichzeitig stabiles Material benötigt wird. Das ist beispielsweise beim Bau von Flugzeugen der Fall oder eben in der Architektur, um energiesparende und erdbebensichere Gebäude zu entwickeln. Denn bei der sechseckigen Zellform werden alle Zellwände doppelt genutzt. Das Verhältnis vom Umfang zur Fläche ist so beim Sechseck viel günstiger als bei allen anderen geometrischen Figuren. Und letztlich sei die Stabilität der Wabenkonstruktion unübertroffen, sagt Huang. Zudem sehen die innen hohlen Plastiksteine nicht nur futuristisch aus, sondern sie vereinen eine Vielzahl von Vorteilen. Sie sind fünfmal so leicht wie vergleichbare Glas-Elemente, sie sind lichtdurchlässig, feuerfest, sehr haltbar und haben vor allem eine optimale Ökobilanz, meint Huang.
Hervorragende Dämmwerte
Die enorme Einsparung an CO2 kommt dadurch zustande, dass man aufgrund des geringen Gewichts des Baumaterials nur ein leichtes Fundament und einen leichten Stahlunterbau benötigt, dass die Produktion vor Ort durch mobile Fabriken möglich ist und vor allem natürlich, dass das Material zu 100 Prozent aus Plastikmüll recycelt ist. In Taiwan wandern jährlich 90.000 Tonnen Plastikflaschen und Behälter in den Müll. Und auch weltweit hat sich seit 2000 die Nachfrage für PET-Produkte fast verdoppelt.
In Taipeh hat Huang in Kooperation mit anderen taiwanesischen Firmen schon eine erste Fabrik errichtet. In einem riesigen Vorhof stapeln sich die benutzten Plastikflaschen auf Paletten. Im Inneren der Fabrik befindet sich ein gigantisches Tauchbecken, in dem die Flaschen gereinigt werden. Am Fließband rattern die alten Flaschen dann in Öffnungen verschiedenster Größe und werden in einem Ofen eingeschmolzen. Da sie einen sehr niedrigen Schmelzpunkt haben, wird dabei wenig Energie verbraucht. Dann werden sie zu einem Plastikgranulat verkörnt. Dieses wird in einem sogenannten Streckblasverfahren eingeschmolzen in eine Vorform gebracht und aufgeblasen, bis man die sechseckigen Plastikflaschen erhält, die mit nichts anderem als Luft gefüllt sind und wie ein Ei dem anderen gleichen.
Die große Menge an Luft in und zwischen den einzelnen Bauelementen ist auch für die hervorragenden Dämmwerte verantwortlich. Außerdem haben mehrere Tests in Taiwan ergeben, dass das Material sowohl extrem bruchsicher als auch sehr schwer entflammbar ist.
Alexander Rudolphi, Professor für nachhaltiges Bauen an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung im deutschen Eberswalde, sieht neben den Dämmwerten vor allem die ausgezeichnete Ökobilanz als entscheidenden Vorteil: Gemessen an einer konventionellen Bauweise erscheint es möglich, mehr als 70 Prozent des mit dem Bauteil verbundenen Treibhauspotenzials einzusparen. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass das gesamte System nach der Nutzung wieder leicht demontierbar und recyclebar ist, meint Rudolphi. Deshalb sieht er vor allem auch einen Einsatzbereich in temporären Bauwerken wie zum Beispiel Ausstellungs- und Verkaufsgebäuden sowie Montage- und Messehallen.
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