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Peter L. Eppinger verkaufte bisher das "Feeling" der Partei. Wo liegt der politische Fokus des künftigen Gemeinderats?
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Einpeitscher, Ö3-Clown oder der Mann mit der türkisen DNA - solche Bezeichnungen liest Peter L. Eppinger über sich im Internet. Für Sebastian Kurz sollte der ehemalige Radiomoderator bei der Umfärbung von Schwarz zu Türkis mit seinem Show-Talent helfen. Bei der Wien-Wahl hat sich Eppinger für ein politisches Amt beworben und holte 1428 Vorzugsstimmen. Welche Inhalte und wie viel Verständnis über politische Prozesse stecken in dem Mann, der türkise Türen öffnet und die Massen für die ÖVP begeistern will? Im Interview mit der "Wiener Zeitung" spricht der Polit-Animateur über seine Pläne für ein besseres Wien, die Probleme der rot-grünen Stadtregierung und Integrationspolitik à la Türkis.
"Wiener Zeitung":Knapp 1500 Menschen haben Ihnen eine Vorzugsstimme gegeben. Damit betreten Sie erstmals die politische Bühne. Für welche Inhalte möchten Sie sich im Gemeinderat einsetzen?
Peter L. Eppinger: Eigentlich habe ich das schon vor drei Jahren getan. Konkret habe ich mich für einen Menschen entschieden, und dann erst für die Partei. Ich habe Ö3 für Sebastian Kurz verlassen. Mein wichtigstes Asset ist, dass ich mich für einen respektvollen Umgang einsetze - dafür werde ich immer kämpfen. Vor allem auf Social Media frage ich mich: Wann hat es begonnen, dass man bei unterschiedlichen Meinungen sofort ein Feind ist? Der Umgang miteinander ist mein wichtigstes Anliegen.
Und bezogen auf die Wien-Politik?
Ich beschäftige mich schon lange mit den Themen Verkehr, leistbares Wohnen und Integration. Die Verkehrssituation in Wien zeigt mir zum Beispiel, du musst dich in Wien entscheiden: Bist du Radfahrer, Öffi-Nutzer, Autofahrer oder Fußgänger? Wenn du dich für eines entscheidest, hast du gefälligst gegen die anderen zu sein. Dieses Ausspielen von Radfahrern gegen Autofahrer halte ich für falsch - etwa mit den Pop-up-Radwegen.
Sie haben leistbares Wohnen für alle erwähnt. Im Wahlkampf betonte die ÖVP, Deutschkenntnisse seien eine Voraussetzung für den Erhalt von Gemeindewohnungen. Widerspricht sich das nicht?
Das Ganze geht viel weiter und da sehe ich große Versäumnisse bei der Stadtregierung: Wie wohnen welche Menschen auf sehr engem Raum miteinander? Welche Auswirkungen hat der Umstand, dass Menschen verschiedener Herkunft aufeinandertreffen? Und wie geht man mit dem Risiko um, wenn sich durch zu viel Zuwanderung Ghettos bilden? Die Folgen betreffen sowohl die Menschen, die zu uns kommen, als auch die "Ur-Wiener".
Dazu gehören Deutschförderklassen, die die ÖVP etwa fordert?
Ja, die sind besonders wichtig. Sonst nimmt man Kindern, die zu uns kommen, die Möglichkeit einer Ausbildung und auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Wo kann Wien etwas bewegen?
Ich würde mir bei der Parkraumbewirtschaftung statt des Fleckerlteppichs ein Gesamtkonzept wünschen, das dieses komplizierte System aus Parkpickerl oder Uhrzeiten ersetzt. Etwa das 3-Zonen-Modell der ÖVP. Wien könnte so eine Musterstadt für Verkehr werden, die alle miteinbezieht statt den Autoverkehr zu reduzieren, wie es die Grünen tun.
Schlagwort Corona-Krise: Was belastet die Wiener Unternehmer derzeit am meisten?
Die größte Belastung für uns alle ist, dass wir einen Marathon laufen, aber das Ziel und auch den aktuellen Kilometerstand nicht kennen. Wir merken, dass vielen Menschen gerade die Luft ausgeht und wir wissen nicht, ob, aber wir hoffen, dass die meisten ins Ziel kommen.
Sollte nicht der Staat Unternehmern, ob EPU oder KMU, mit Entschädigungsgeldern über die Krise helfen?
Richtig. Aber wenn wir von der Krise sprechen, sehe ich drei Erkenntnisse: Wenn’s eng wird, halten wir zusammen. Wenn’s noch enger wird, ist der Staat für uns da. Und: Die wirklichen Stützen unserer Gesellschaft sind im Supermarkt, das Reinigungspersonal und in der Pflege. Diesen Spirit von März/April sollten wir behalten.
Ein Blick nach Europa: Auf der Insel Lesbos ist das Flüchtlingslager Moria abgebrannt. Die Zelte im neuen provisorischen Lager sind nach starken Regenfällen überflutet. Muss es für Europa nicht heißen, hier akut zu helfen?
Ich halte den Ansatz, wie Österreich hilft, und zwar mit einem Beitrag, der sichtbar ist, für richtig. Das sind Hilfsgüter und eine Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds. Aber ich gebe zu, das ist eine sehr diffizile Frage, ich bin froh, dass ich hier keine Entscheidung treffen muss.
Dieses Interview ist der Start einer Serie, in der wir mit Neo-Politikerinnen und -Politikern aus der "zweiten Reihe" sprechen und die nach der Wien-Wahl 2020 erstmals eine politische Funktion inne haben.