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Pfauengehabe und Primatengrinsen

Von Bernhard Baumgartner

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"Das Lächeln von Frauen ähnelt Grinsen von Primaten." Mit dieser fragwürdigen Schlagzeile machte die Sozialpsychologin Nicole Krämer bei der 13. Internationalen Tagung zur Mimikforschung in Duisburg auf ein bisher eher unbekanntes Forschungsgebiet aufmerksam.


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Gemeint ist, dass laut Krämer das "meist offene Lächeln einer Frau mit dem Verhalten von Primaten im Tierreich vergleichbar ist". "Wenn Affen einem Gegner gegenüber unterwürfig sind, zeigen sie die Zähne", so die Forscherin. Frauen würden dies auch tun, wenn sie sich angesichts ihres Gegenübers nicht dominant fühlten. Mit diesem Verhalten versuchten sie, zu beschwichtigen. Und weil die Professorin eine Frau ist, darf sie das auch sagen, ohne sofort in den Geruch von Machosprüchen zu geraten.

Doch auch für die Männer hat Krämer harte Bandagen parat: Männer, die sich von einer attraktiven Frau beobachtet fühlen, setzen laut der Sozialpsychologin ihre Gesichtsmimik ein, um sich vorteilhaft zu präsentieren - "ein unbewusstes Pfauengehabe".

Dabei hat diese Forschungsrichtung auch Erfolge aufzu-weisen: etwa den Beweis dafür, wann ein Lächeln echt ist. "Orbicularis oculi", der Ringmuskel um die Augen, kommt immer dann zum Einsatz, wenn wir tatsächlich lächeln. Sprich: Sieht man die Krähenfüße, ist das Lächeln echt. Das ist einmal ein wirklich praxisnahes Forschungsergebnis.