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Pfirsich statt Orange!

Von Christina Mondolfo

Reflexionen

Eines gleich vorweg: Cellulite ist keine Krankheit. Sonst würde sie nämlich Cellulitis heißen. Unangenehm ist sie trotzdem, weil sie für die Betroffenen meist ein massives Schönheitsproblem darstellt.


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Was die Winterkleidung gnädig verhüllt hat, tritt nun mit dem Start der Bikini-Saison schonungslos zutage: Unschöne Dellen an Oberschenkeln, Po, Bauch und Oberarmen.

Was umgangssprachlich treffend "Orangenhaut" genannt wird, heißt in der Fachsprache Cellulite oder "Protrusus cutis". Der wellige Effekt macht sich meist beim Zusammenkneifen der oberen Hautschichten bemerkbar, in schwereren Fällen ist er jedoch auch ohne Kneifen sichtbar.

Ein Frauenproblem. Betroffen davon ist hauptsächlich das weibliche Geschlecht. Zur Entstehung von Cellulite kommt es während der Pubertät, wenn sich die Zusammensetzung und Menge der Hormone auf einen neuen Lebensabschnitt einstellt. Außerdem liegen die Kollagenfasern, die für die Reißfestigkeit des Gewebes sorgen, parallel nebeneinander, wodurch sich die Fettzellen viel leichter durchzwängen können. Bei der Netzstruktur der Kollagenfasern bei Männern ist das kaum möglich. Genetische Vorbelastung oder ein ungünstiger Stoffwechsel können ein Übriges tun, um sich dann eher wie eine Orange denn als glatter Pfirsich zu fühlen. Hat sich die Cellulite erst so richtig entwickelt, behindern die aufgeblähten Fettzellen den Lymphfluss, Wasser wird ins umliegende Gewebe gepresst und die Dellen werden noch größer.

Nach neuesten Erkenntnissen ist Cellulite eine Störung des Gleichgewichts zwischen Fettaufbau (Lipogenese) und Fettabbau (Lipolyse) in den Zellen. Adrenalin und Noradrenalin, die für den Fettabbau verantwortlich sind, werden nicht im notwendigen Ausmaß ausgeschüttet, die überschüssige Glucose lagert sich daher im Bindegewebe ab. Ergebnis: Orangenhaut.

Wundermittel. Der Markt hat zwar erst 1970 auf das Cellulite-Problem reagiert, doch seither stapeln sich Cremes, Gele, Bürsten und Noppenroller in den Regalen. Sie alle versprechen wahre Wunder, doch was können sie tatsächlich? Wenn man den mittlerweile zahlreichen Studien Glauben schenkt, dann gibt es kein Wundermittel gegen Cellulite. Doch durch das Zusammenspiel von regelmäßiger Bewegung, gesunder Ernährung mit möglichst wenig Fett und Zucker und möglichst keinem Nikotinkonsum kann man das Problem schon einigermaßen in den Griff bekommen. Außerdem hat die damit verbundene Anregung des Stoffwechsels positive Auswirkungen auf das gesamte Wohlbefinden.

Dieser Weg ist jedoch ein meist steiniger, und deshalb greifen Frauen immer wieder gerne zu Mitteln, die versprechen, in Null Komma nichts die unerwünschten Dellen wegzuzaubern. Nun, das tun sie zwar nicht, denn die Wirkstoffe gelangen nicht bis ins Unterhautfettgewebe, aber sie haben zumindest einen angenehmen Nebeneffekt: Durch die regelmäßige Pflege wird die Haut glatt und schön, die das Eincremen begleitenden Massagen fördern die Durchblutung des Gewebes - das Erscheinungsbild von Cellulite wird zumindest gemindert.

Vor kurzem hat sich auch die Nutrikosmetik, ein Hauternährungskonzept von innen, dieses Problems angenommen: "Schönheit von innen" kann aber nur wirken, wenn die Substanzen bioverfügbar sind. Das heißt, sie müssen die Darmschranke überwinden und über den Blutkreislauf direkt in das Zielgewebe gelangen können. Dadurch kann die aufgrund des ins Ungleichgewicht geratenen Fettstoffwechsels veränderte Hautstruktur in Unter- und Oberhaut wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.

Viele sehen als letzten Ausweg den Gang zum Schönheitschirurgen. Doch selbst durch Fettabsaugungen wird nur das Depotfett entfernt, die Dellen der Orangenhaut bleiben meist bestehen.

Nicht aufgeben. Wer einmal ernsthaft den Kampf gegen die Cellulite aufgenommen hat, der sollte tunlichst nicht mehr damit aufhören. Denn laut Studien ist sie rezidiv, das heißt, sobald man nichts mehr dagegen tut, kommt sie wieder verstärkt. Und es wäre doch schade um den ganzen Aufwand . . .

Lassen Sie sich außerdem nicht von den perfekten Models frustrieren, die großformatig Werbung für die diversen Mittel machen: Die haben in Wahrheit gar keine Cellulite - und falls doch, dann gibt es da ja noch den Computer, mit dem man den einen oder anderen kleinen Makel retuschieren kann. Und wenn Sie der Realität ins Auge sehen, anstatt sie zu verweigern, dann haben Sie schon den wichtigsten Schritt im Kampf gegen Ihr Dellenproblem getan . . .