DNA-Studie der Medizin-Uni Wien zeigt positive Effekte. | Förderlich ist der zweite Östrogenrezeptor beta. | Wien. Pflanzliche Hormone aus Soja schützen sowohl Frauen als auch Männer vor hormonbedingten Gesundheitsrisken. Das ist das Ergebnis einer jüngsten DNA-Studie der Medizinischen Universitätsklinik Wien. Vor allem lässt sich damit ein Schutz vor Brustkrebs, aber auch Prostatakarzinomen nachweisen, wie die Studienleiter, der Gynäkologe Dr. Martin Imhof von der MedUni Wien und der Endokrinologe Dr. Uwe Rohr vom Med 19 Ärztezentrum in Wien, jüngst im Rahmen eines Symposiums der Pro-Soja-Forschungsinitiative Pro-Soja.de betonten.
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Die DNA-Analyse zeigt, dass sich das Hormonprofil postmenopausaler Frauen, jener in den Wechseljahren, dem Profil von jüngeren Frauen angleicht, wenn sie regelmäßig Pflanzenhormone zu sich nehmen. Jüngere Frauen genießen nämlich aufgrund des bestehenden Östrogengleichgewichts im Körper einen natürlichen Schutz von Brust, Gebärmutter, Knochen und Herz-Kreislaufsystem. Auch reduzieren sich durch den Einsatz von Pflanzenhormonen die Risken einer Hormonersatztherapie, wie die Entstehung hormonabhängiger Tumoren.
"Frauen sollten daher ab dem 40. Lebensjahr mit der Einnahme von pflanzlichen Hormonen aus Soja beginnen", rät Imhof, denn ab diesem Zeitpunkt erhöhen sich die hormonbedingten Krebsrisken.
Schwedischer Forscher entdeckte ER-beta
Die Erkenntnisse der Forscher basieren auf einer Entdeckung des schwedischen Wissenschafters Jan-Åke Gustafsson, auch Präsident des Nobelpreiskomitees. Er fand bereits im Jahr 1996 neben dem schon bekannten Östrogenrezeptor alpha (ERa ) einen zweiten Rezeptor - nämlich ER-beta (ERb ) - im weiblichen Körper. Erst die hormonelle Stimulation beider Rezeptoren führt zu einem gesunden Gleichgewicht im Körper und damit zu einem Schutz der Organe sowie des Herz-Kreislaufsystems. Pflanzliche Hormone aus Soja stimulieren dabei vor allem den neu entdeckten ERb , so die Wissenschafter aus Wien.
"Der Hormonhaushalt im Körper einer Frau funktioniert ähnlich dem Ying-Yang-Prinzip. Zwei Östrogen-Rezeptoren beeinflussen sich gegenseitig", erklärte Gustafsson beim Symposium. Seine Entdeckung widerlegt die gängige Behauptung, dass Östrogene an und für sich die Entwicklung von hormonabhängigen Krebsen begünstigen.
Hormonbedingter Krebs erst nach dem Wechsel
Zwar ist erwiesen, dass Östrogene die Proliferation, also die Neubildung von Zellen durch Zellteilungen, hormonabhängiger Gewebe anregen - insbesondere Brustkrebse, wie auch Karzinome der Prostata -, diese allerdings erst postmenopausal, also in einem Alter auftreten, wenn die Konzentration der Östrogene bereits abgesunken ist.
Des Rätsels Lösung liegt im zweiten Östrogen-Rezeptor Beta, der sich vom bekannten ERa strukturell als auch funktionell wesentlich unterscheidet. So werden dem ERb sowohl antiproliferative Wirkungen als auch antientzündliche Effekte zugeschrieben.
Seit dem Jahr 2003 weiß Gustafsson, dass ERb den Proliferation und Wachstum vermittelnden ERa , der aufgrund seiner Eigenschaft vor allem auch Krebszellen zum Wachsen bringt, praktisch kontrolliert und damit als natürliche Bremse fungiert.
ER-beta eine natürliche Bremse von ER-alpha
Erst bei einem Mangel an Östrogenen ist zwar ERa weiter aktiv, aber nicht mehr ERb , was sich etwa in ERa -positiven Mammakarzinomen äußert. Auch im normalen Gewebe der Prostata sind beide Rezeptoren ausgebildet, in den Knochenmetastasen eines Prostatakarzinoms aber nur der ERa .
Östrogen hat im Organismus das 5a-Androstan-3b ,17b -diol - kurz 3b -Adiol genannt - als einen hormonellen Gegenspieler. 3b -Adiol ist der natürliche Bindungspartner des ERb und stellt in Zeiten hoher Hormonausschüttung, wie etwa in der Pubertät oder Schwangerschaft, die natürliche hormonelle Balance der Rezeptoren sicher.
Dieses Schutzsystem findet sich in allen Organen, für die auch altersbedingte Degenerationserscheinungen bekannt sind - z.B. Gehirn, Herz-Kreislauf-System, Knochen, Lunge, Prostata, Darm und Harntrakt. Damit lässt sich auch ein direkter Zusammenhang zwischen ERb -Mangel und den typischen Alterserkrankungen wie Osteoporose, Herz-Kreislauferkrankungen, Stoffwechselerkrankungen oder eben Krebs feststellen.
Und hier kommt wiederum Soja eine große Bedeutung zu. Denn unter der Anwendung von Isoflavonen, das heißt von Östrogen-ähnlichen Substanzen aus Soja oder auch Rotklee, kann das Krebsrisiko nachhaltig reduziert werden. Diese aktivieren in erster Linie ERb . Damit wird auch verständlich, dass gerade in asiatischen Ländern aufgrund Soja-reicher Ernährung etwa die Brustkrebsrate weit unter jener des Westens liegt. Aber auch Osteoporose oder Demenz sind viel weniger verbreitet, betonte der Mediziner Rohr. Daher raten die Forscher vor allem Frauen in den Wechseljahren, Pflanzenhormone aus Soja in den täglichen Speiseplan aufzunehmen. "Chinesische Pflanzen enthalten wunderbare Substanzen", schwärmte Gustafsson und kritisierte die Schulmedizin für ihre "Arroganz gegenüber Traditionen".
Forscher raten zu 100mg Tagesdosis
Um die tägliche Zufuhr von ihrer Ansicht nach benötigten 100 mg sicherzustellen, raten sie auch zu Nahrungsergänzungsmitteln, die Soja-Isoflavone enthalten, wie etwa das Alsi-beta-Soja.
Die Forschungsinitiative Pro-Soja.de wurde Anfang 2006 gegründet, mit Sitz in München und Wien. International renommierte Mediziner haben sich hier zusammengeschlossen, um die Forschungen zur Wirksamkeit von pflanzlichen Hormonen aus Soja voranzutreiben.
Info: http://www.pro-soja.de