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Pflege-Bedarf steigt

Von Marina Delcheva

Wirtschaft

Die Personenbetreuer sind mittlerweile die größte Gruppe der Selbständigen.


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Wien. Die Personenbetreuer sind mittlerweile die deutlich größte Gruppe der Selbständigen in Österreich. Und ihre Zahl steigt weiter. Hierbei handelt es sich zumeist um 24-Stunden-Betreuerinnen aus den östlichen EU-Mitgliedstaaten. Sie arbeiten meist im Zwei- oder Drei-Wochenrhythmus bei den zu betreuenden Personen. Laut Wirtschaftskammer (WKÖ) sind derzeit 89.130 Kammermitglieder als Personenbetreuer registriert, 62.925 von ihnen sind aktiv.

10.192 der über 40.000 im Vorjahr registrierten Gründungen entfallen auf diese Gruppe. "Die Neuanmeldungen sind leicht rückläufig, aber die Zahlen steigen weiter", sagt Elisabeth Zehentner-Piewald von der WKÖ imGespräch mit der "Wiener Zeitung".

Dieser Umstand hat verschiedene Gründe. Das liegt am demografischen Wandel und dem steigenden Anteil an älteren Menschen in Österreich. In den kommenden zehn Jahren werden 40 bis 50 Prozent der sogenannten Babyboomer - also jene, die ab Mitte der 50er Jahre geboren wurden - in Pension gehen. Eine Bevölkerungsprojektion der Statistik Austria von 2014 zeigt, dass die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 2022 und 2037 deutlich sinken wird.

Damit steigt gleichzeitig der Bedarf an Pflegekräften und mit dem Bedarf auch die Kosten. Eine Wifo-Kostensimulation, basierend auf Daten von 2015, rechnet mit einer durchschnittlichen Steigerung der Kosten um 91 Prozent in Österreich bis zum Jahr 2030.

Günstiger Status quo

"Mit dem Wegfall des Pflegeregresses sind die Neuanmeldungen leicht rückläufig", sagt Zehentner-Piewald. Seitdem würden etwas mehr ältere Menschen in ein Pflegeheim gehen. Dennoch steigt die Nachfrage an 24-Stunden-Betreuung im eigenen Zuhause, weil es für Familien noch immer eine der günstigeren Möglichkeiten ist, pflegebedürftige Menschen zu betreuen.

Laut Wifo belaufen sich die monatlichen Kosten für zwei 24-Stunden-Pflegerinnen, die sich alle zwei Wochen abwechseln, auf rund 2400 Euro. Angehörige müssen nach Abzug der Förderungen und des Pflegezuschusses, je nach Pflegestufe, rund 1000 Euro zuschießen. Den Pflegerinnen selbst bleiben dabei rund 860 Euro netto im Monat. Die Betreuung im Heim oder eine Rund-um-die-Uhr-Pflege im Angestelltenverhältnis wäre um ein Vielfaches teurer.

Rechtlich gesehen ist die private Personenbetreuung keine Pflege, sondern "nur" eine Betreuung. Denn ohne entsprechende Ausbildung dürfen die Betreuerinnen zum Beispiel keine Medikamente oder Spritzen verabreichen. In der Praxis passiert das aber dennoch.

Im Rahmen der Initiative "vidaflex" arbeitet die Gewerkschaft vida gerade an einem Gütesiegel und an einem Kriterienkatalog für die Personenpflege. Unter anderem werden Ausbildungsstandards und bessere Arbeitsbedingungen für die Pfleger und Pflegerinnen gefordert. Der politische Wille, etwas am derzeitigen Modell zu ändern, hält sich aber in Grenzen; weil es die 24-Stunden-Betreuung deutlich verteuern würde.