1152 Menschen in Sechsbettzimmern. | Kein Konzept für Absiedlungen. | Wien. "Zwei Jahre nach dem Lainz-Skandal hat sich nicht viel geändert", sagt VP-Gesundheitssprecherin und Gemeinderätin Ingrid Korosec. Im "Geriatriezentrum Wienerwald" in der Hietzinger Jagdschloßgasse leben nach wie vor rund 1800 Patienten - "von denen viele gar nicht her gehören", wie Pflegeombudsmann Werner Vogt ergänzt.
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Beim Lokalaugenschein am Donnerstag, den auch VP-Spitzenkandidat Johannes Hahn begleitete, prangerte Vogt erneut das "Fehlen eines langfristigen Gesamtkonzeptes in der Wiener Geriatrie" an. Seiner Meinung nach sind rund 30 Prozent der hier Lebenden "echte Pflegefälle, die eine medizinische Überwachung in einem geriatrischen Sonderkrankenhaus rund um die Uhr brauchen".
Der große Rest könnte kostengünstiger in betreuten Wohnheimen oder mittels Heimhilfen versorgt werden - immerhin kostet ein Tag im Pflegeheim Lainz pro Kopf rund 165 Euro, rechnet Korosec vor. Dass von den 1800 Heiminsassen nach wie vor 1152 in 192 Sechsbett-Zimmern untergebracht sind, sei nicht nur ein Skandal, sondern widerspreche auch dem seit 1. Juli geltenden Pflegeheimgesetz (maximal vier Betten bis Ende 2005).
Sozialfälle absiedeln
Die von Sozialstadträtin Renate Brauner angekündigte Absiedlung von Wohnungs- oder Mittellosen in entsprechende Wohnheime hat auch noch nicht eingesetzt: Ein ganzer Pavillon (Nr. 14) ist nach wie vor von sozial schwachen Klienten, die nicht durchwegs Senioren sind, belegt. Dort "haben wir auch die meisten Probleme mit Alkohol oder Ausreißen", verraten Mitarbeiter des Pflegepersonals.
An der Krankenhaus-Atmosphäre des 19. Jahrhunderts wird auch Brauners Ankündigung einer "neuen, aufregenden Architektur" wenig ändern: "Hier ist alles denkmalgeschützt, wir können nicht einmal dringend benötigte Balkone vor die Pavillons setzen, geschweige denn Neubauten", ärgert sich Direktor Roland Paukner.
Auch die Personalstatistik (66 Pfleger auf 100 Patienten) sieht in der Praxis weniger gut aus: Rechnet man Radeldienste, Schulungen und Krankenstände weg, sind es 14 Betreuer pro 100 Bewohner. "Häupls versprochene zusätzliche Pflegemilliarde ist Schwindel", meint Hahn, "bis jetzt wurde nur das ausgegeben, was budgetiert war".