Die Sozialwirtschaft demonstriert für Lohnerhöhungen - auch beim Finanzminister.
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"Wir sind streikbereit": Das skandierten Beschäftigte der Sozialwirtschaft am Dienstagnachmittag auf dem Weg zur Abschlusskundgebung vor dem Bundeskanzleramt. Mit einer Demonstration versuchten die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) und die Dienstleistungsgewerkschaft Vida, ihrer Forderung nach einer Gehaltserhöhung um 15 Prozent, mindestens aber 350 Euro, Nachdruck zu verleihen. "Soziale Arbeit ist mehr wert", sagte GPA-Vorsitzende Barbara Teiber bei der Kundgebung am Ballhausplatz.
Sie verwies genauso wie Vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit darauf, dass für die Beschäftigten in den Pflege- und Sozialberufen nach zweieinhalb Jahren Belastung durch die Pandemie jetzt noch die Rekordteuerung dazugekommen sei. "Mit Einmalzahlungen können sie sich verabschieden", stellte Teiber klar. Hebenstreit verlangte eine "gerechte" Lohnerhöhung: "Es ist genug da, es gehört nur fair verteilt. Er erinnerte dabei an Milliarden-Übergewinne der Energiekonzerne.
Laut Gewerkschaft nahmen rund 3.000 Bedienstete an der Demonstration teil.
Verhandlungen gehen weiter
Nach der Demonstration gehen diese Woche die Protestaktionen in den Bundesländern weiter, etwa am Mittwoch in St. Pölten. Die nächste Verhandlungsrunde ist für 16. November angesetzt. In Wien war die Nachmittagsbetreuung in Schulen am Dienstagnachmittag boykottiert, weil 2.200 Freizeitpädagogen, die zur Sozialwirtschaft gehören, vor allem auch gegen den Personalmangel protestierten.
Die Arbeitgeber in der Sozialwirtschaft, die rund 680 Organisationen vertreten, haben im Oktober eine Erhöhung der Löhne um 7,5 Prozent angeboten, was bereits höher wäre als der durchschnittliche Abschluss in der Metallindustrie mit 7,44 Prozent. Die Gewerkschaft auf Arbeitnehmerseite fordert aber doppelt so viel. Für die Arbeitgeberseite steht allerdings fest, dass ein Abschluss in dieser Höhe unmöglich sei.
Wie in der Metallindustrie sind in der Sozialwirtschaft rund 130.000 Beschäftigte betroffen. Der Unterschied: Bei den Pflegeberufen sind es zu rund drei Viertel Frauen, viele in Teilzeitbeschäftigung. Die Metallergehälter sind im Schnitt höher. Außerdem sind viele Sozial- und Pflegeeinrichtungen finanziell über Bundesländer und Gemeinden auf Mittel der öffentlichen Hand angewiesen. Gleichzeitig betonen Politiker auf Landes- und Bundesebene stets, Pflegeberufe müssten durch eine bessere Entlohnung attraktiver werden. Deswegen richtete sich der Protest nicht nur an die Dienstgeber, sondern vor allem auch an Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), der den Bundesländern bei den steigenden Sozialkosten mit Budgetmitteln finanziell Hilfe bietet. (ett)