)
Bereitschaft für privates Vorsorgen bisher nur mäßig. | Sedlnitzky: "Aus Baby-Boomern werden Pflege-Boomer." | Lissabon. Niemanden lässt das Thema Pflege kalt. Doch das Bewusstsein für private Vorsorge ist in der Bevölkerung bisher nur mäßig entwickelt. Ähnlich wie zuvor bei der privaten Pensionsvorsorge wird es noch Jahre dauern, bis die Notwendigkeit erkannt wird, das Pflege-Risiko im Alter durch Eigenleistungen im Vorfeld finanziell abzusichern. So zumindest lautet die Einschätzung des Chefs der Raiffeisen Versicherung, Christian Sedlnitzky.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"Die Pflegevorsorge wird die Pensionsvorsorge ergänzen," so Sedlnitzky. Zumal das staatliche Pflegegeld die Kosten für umfassende Pflege schon heute nicht ausreichend deckt. Dieses Finanzierungsproblem spitze sich in Zukunft weiter zu, weil der Anteil älterer Menschen tendenziell steigt, während die Zahl der Erwerbstätigen sinkt. Laut Sedlnitzky werden bis 2050 bereits mehr als drei Millionen Österreicher älter als 60 Jahre sein: "Aus Baby-Boomern werden Pflege-Boomer."
Gleichzeitig wird die Zahl der Pflegebedürftigen (derzeit bei rund 300.000) massiv ansteigen - bis 2041 auf voraussichtlich 700.000, beruft sich Sedlnitzky auf neueste demografische Prognosen.
Vom Pflege-Thema selbst sind mehr Frauen als Männer betroffen. Zwei Drittel der Pflegebedürftigen sind weiblich. Was ebenfalls ins Auge sticht: Pflege ist eine Frauen-Domäne, rein statistisch sind von zehn pflegenden Personen acht weiblichen Geschlechts.
Halbes Dutzend Anbieter
Von der Versicherungswirtschaft wird das Thema Pflege, das sich im vergangenen Sommer an den "illegalen" ausländischen Pflegekräften entzündet hatte, jedenfalls bereits intensiv beackert. Mittlerweile gibt es ein halbes Dutzend Anbieter (darunter auch die Raiffeisen Versicherung), die damit begonnen haben, erste Produkte auf den Markt zu bringen. Weil die Vorsorgebereitschaft noch kaum vorhanden ist, sieht Sedlnitzky seine Branche gefordert, die Aufklärungsarbeit zu forcieren.
Laut Sedlnitzky konnten bisher noch keine nennenswerten Abschlüsse vermeldet werden. Die Raiffeisen Versicherung selbst, die ihre Produkte als Uniqa-Tochter ausschließlich über die Raiffeisenbanken vertreibt, hat seit Jahresbeginn "einige hundert Stück" verkauft. Die bisherigen Abschlüsse - im April waren es 150 - entfallen zu gleichen Teilen auf Frauen und Männer.
2006 war für die Raiffeisen Versicherung ein eher durchwachsenes Jahr. Zwar gab es in der Sach-, der Kfz- und der Unfallversicherung erfreuliche Zuwächse beim Prämienaufkommen. Diese konnten die rückläufigen Einnahmen in der Lebensversicherung jedoch nicht kompensieren - Gründe für das schwache Abschneiden im Hauptgeschäft waren eine hohe Zahl abreifender Verträge und ein geringeres Einmalerlagsgeschäft.
Unterm Strich schrumpfte das Gesamt-Prämienvolumen im vergangenen Jahr um 5,6 Prozent auf 919,8 Millionen Euro.