Und wieder läuft die Pflegedebatte. Im Wahlkampf hatte der damalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel erklärt, es gäbe keinen Pflegenotstand. Die etwa 40.000 illegalen ausländischen Betreuerinnen - denn zumeist handelt es sich nicht in erster Linie um Pflege - gaben und geben eine andere Auskunft. Die Regierung muss jetzt bis zum Sommer ein Modell entwickeln, das die 24-Stunden-Pflege zu Hause legal und finanzierbar macht und auch eine Qualität absichert.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Rund 380.000 Menschen in Österreich brauchen Pflege, 80 Prozent davon werden zu Hause betreut. Daran sieht man, dass Pflege und Betreuung ohnedies zumeist gratis von den Angehörigen, also von den Töchtern oder Schwiegertöchtern, geleistet wird.
Die Absicherung der derzeit illegalen Betreuung ist dennoch vordringlich, aber kein einfaches Unterfangen. Man sollte dabei immer wissen, wovon man ausgeht. Ein Pflegeheimplatz kostet - je nach Pflegestufe - rund 3000 Euro. Für Menschen, die sich das nicht leisten können, zahlt das Bundesland die Differenz, holt sich aber einerseits einen Teil des Einsatzes durch Rückgriffe auf das Vermögen des zu Betreuenden, andererseits durch Regressforderungen auf Kinder und manchmal Enkelkinder zurück.
Abgesehen davon, dass es keine freien 30.000 Pflegeheimplätze gibt, die nötig wären, um die ausländischen Betreuerinnen zu ersetzen, kenne ich keinen Menschen, der in einem Pflegeheim seinen Lebensabend verbringen will. Ein Ende der Phantompolitik und dafür eine vernünftige Finanzierungsdiskussion - vor allem auch mit den Bundesländern - wäre höchst an der Zeit. Wenn es nach den Wünschen von Sozialminister Erwin Buchinger geht, sollen die Länder künftig keine Regressforderungen mehr stellen, sondern die Kosten übernehmen.
Was also tun? Das Hausangestelltengesetz, das sowohl Buchinger als auch Wirtschaftsminister Bartenstein ins Spiel brachten, liefert eine Basis. Dort sind im Mindestlohntarif für Wien für 238 Stunden (das entspricht zehn ganzen Tagen) 1000 Euro vorgesehen. Wenn man davon ausgeht, dass die allerschwersten Pflegefälle ohnehin nicht zu Hause betreut werden, könnte das eine vernünftige Lösung sein. Verkäuferinnen verdienen für oft anstrengendere Tätigkeiten weniger Geld. Das soll nicht heißen, dass die Betreuerinnen möglichst wenig Lohn erhalten mögen, aber man kann sich an vorliegenden Kollektivverträgen orientieren und muss diese nicht von vornherein für unzureichend erklären.
Ein anderer Ansatz wäre der, Gemeinden ab einer bestimmten Einwohnerzahl - sagen wir 1000 - zu verpflichten, Pflegeplätze bereitzustellen. Damit wäre für die Betroffenen ein Aufenthalt in der gewohnten Umgebung, Besuche durch Bekannte möglich. Die Einheiten wären human, es wäre billiger als Rieseninstitutionen und vor allem wäre den zu Pflegenden am meisten geholfen. Vielleicht ist das aber Zukunftsmusik.