Lange Gesichter trotz Umsatzplus. | Schieflage bei Zulassungen und Besteuerung. | Pressburg. Die Verhältnisse scheinen in der slowakischen Pharmaindustrie auf den Kopf gestellt. Anderswo würde ein Umsatzplus von 20 Prozent, wie es die Branche zuletzt verbucht hat, als traumhaft gefeiert werden. Stattdessen machen viele Branchenvertreter zurzeit aber eher lange Gesichter. Gesundheitsminister Ivan Valentovic hat nämlich vor kurzem Maßnahmen angekündigt, aufgrund derer Medikamente um fünf bis sieben Prozent billiger werden könnten.
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Was das Volk freut, bringt die Branche auf die Barrikaden, dürften die jüngsten Pläne des Ministers doch bei den meisten Unternehmen arg die Gewinnmargen drücken. Vor allem die Hersteller von Generika, also Medikamenten, die im wesentlichen einer Arznei entsprechen, deren Patent abgelaufen ist, sind alles andere als begeistert. Dabei haben Generika zuletzt um dreizehn Prozent zugelegt. Rund 75 Prozent der in der Slowakei vertriebenen Medikamente gehören dieser Produktgruppe an.
"Keine Margen mehr"
Christian Wieser, österreichischer Präsident der 19 Mitglieder zählenden slowakischen Generika-Vereinigung Genas, gibt im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" zu bedenken, dass die in der Slowakei verkauften Generika ohnehin zu den billigsten in Europa zählen. Allmählich sei daher zu fragen, inwieweit die Produktion von Generika überhaupt noch profitabel sei. Eine erschreckend hohe Zahl von Produkten habe keine Margen mehr und Profitvorgaben der Mutter-Konzerne könnten oft nicht mehr erfüllen werden.
All das vermittelt den Eindruck, dass sich das Gesundheitssystem in einer Schieflage befindet. Zumindest stimmt es nachdenklich, wenn Wieser davon berichtet, dass in der Slowakei noch so genannte Analogprodukte verkauft werden. Das sind Arzneimittel mit Wirkstoffen, die denen bereits zugelassener Medikamente sehr ähnlich sind, die anderswo aber gar nicht erst zugelassen wurden. Dabei komme der slowakische Staat trotz Budgetzwängen voll für die Kosten auf. Ein solches Analogprodukt ist Plavix, das gewissermaßen dem Kopfschmerzmittel Aspirin ähnlich, aber viel teurer ist. Durch die staatliche Förderung von Plavix hat das billigere Aspirin am Markt keine Chance.
Tierzüchter profitieren
Im übrigen wurde vor kurzem Erstaunliches über die zu Jahresbeginn in Kraft getretene Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 10 Prozent bekannt. Das Wochenmagazin "Plus 7 dní" berichtet in seiner aktuellen Ausgabe, dass weniger die Verbraucher als vielmehr Tierzüchter und Metzger von der Neuregelung profitieren.
Gesenkt wurde die Mehrwertsteuer nämlich allein entsprechend den Arzneikennungen. Das führte dazu, dass etwa auch Antibiotika für die Mastzucht billiger wurden, weil sie denselben Code wie manche Medikamente für Menschen haben.