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Beteiligungstöchter wurden 2007 unter hinterfragenswerten Umständen verkauft. | Vorwürfe gegen sieben ehemalige Führungspersonen. | Wien/Klagenfurt. Nach der aufsehenerregenden, aber - vorerst - erfolglosen Rückforderung von insgesamt 63 Millionen Euro in Zusammenhang mit dem Verkauf der Beteiligungstochter Hypo-Consultants im Jahr 2007 lässt die Kärntner Hypo die Angelegenheit nun Schritt für Schritt eskalieren.
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Wurde die Sonderdividende aus dem Consultants-Deal noch per formlosem Schreiben von mehreren Alteigentümern zurückverlangt, beschreitet die Bank in der Causa nun den Rechtsweg. Dabei zielt man zunächst nicht auf die früheren Aktionäre, sondern auf das ehemalige Top-Management des Instituts.
Wie die "Wiener Zeitung" aus mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen erfahren hat, hat die Hypo Anfang April - in Zusammenhang mit dem Consultants-Verkauf - Anzeige gegen insgesamt sieben Personen aus ihrer einstigen Führungsriege eingebracht. Dieser Schritt kommt nicht aus heiterem Himmel: Bereits in dem Schreiben an die Altaktionäre vom 25. März 2011 war die Rede von einer "eklatant sorgfaltswidrigen Geschäftsführungshandlung".
Verdacht auf Untreue
Dabei stoßen sich die bankinternen Ermittler nicht nur am ursprünglichen Verkauf der Consultants-Töchter in Österreich, Kroatien, Serbien und Bosnien an die kroatische Firma Auctor. Auch die Rolle einiger Hypo-Manager beim Weiterverkauf der Serbien- und Bosnien-Töchter durch Auctor an den serbischen Immobilienmogul Petar Matic sorgt für Aufregung. Alleine daraus soll der Bank - wie berichtet - ein Schaden von insgesamt 49,5 Millionen Euro entstanden sein.
Bereits Mitte Februar haben die Ermittler der sogenannten CSI-Hypo die Empfehlung ausgesprochen, Anzeige zu erstatten. Im Raum stehe "insbesondere der Verdacht der Untreue", heißt es in den Dokumenten, die der "Wiener Zeitung" vorliegen. Vorwürfe richten die Ermittler gegen die früheren Hypo-Vorstände beziehungsweise Aufsichtsratsmitglieder Tilo Berlin, Siegfried Grigg, Josef Kircher, Paul Kocher, Wolfgang Peter und gegen einen Manager der mittleren Ebene. Eingeweihten Kreisen zufolge zählt auch Ex-Hypo-Aufsichtsratschef Wolfgang Kulterer zu den Betroffenen.
Frühe Kritik der Aufsicht
Die genannten Personen - beziehungsweise ihre Anwälte - waren für die "Wiener Zeitung" entweder nicht zu erreichen oder gaben keine Stellungnahme ab - einige mit dem Verweis darauf, bis dato nichts von der Anzeige erfahren zu haben. Im Rahmen der diversen Hypo-Ermittlungsverfahren wurde von Betroffenen wiederholt erklärt, nur über eine eingeschränkte Möglichkeit zur Akteneinsicht zu verfügen. Alle haben bisher jegliches Fehlverhalten bestritten, es gilt die Unschuldsvermutung.
Der Verkauf der Consultants-Töchter an Auctor sorgte jedenfalls bereits wenige Wochen nach der Vertragsunterzeichnung 2007 für Aufregung bei der Bankenaufsicht.
Die Nationalbank bemängelte in einem Prüfbericht, dass die Hypo - anders als geplant - ihr Kreditrisiko nicht verminderte. Die Umschuldung der Consultants-Verbindlichkeiten auf eine andere Bank war - anders als in den Ausschreibungsbedingungen vorgesehen - den Kroaten erlassen worden. In einer Stellungnahme erklärten Berlin und Kircher damals, der Käufer habe einen Nachweis erbringen müssen, dass "die Möglichkeit besteht, das gesamte Kreditengagement" umzuschulden.
Laut CSI-Hypo wurde beim Verkauf "rechtswidrig auf zahlreiche werthaltige Sicherheiten" aus den Krediten verzichtet. Die spätere Teil-Übertragung an Matic hätte angesichts bestehender Bonitätsprobleme nicht stattfinden dürfen.