US-Ökonom glaubt weiter an Wachstum. | Kritik an IWF-Chef Strauss-Kahn. | "Wiener Zeitung":Professor Phelps, die US-Regierung versucht gerade, mittels eines Konjunktur-Pakets über 146 Mrd. Dollar eine mögliche Rezession abzuwenden. Durch Steuererleichterungen soll der Konsum des Mittelstandes wieder angekurbelt werden. Einzig die Zustimmung des Senats steht noch aus. Namhafte Ökonomen sind sich aber uneinig, ob das Paket zu spät kommt - oder vielleicht sogar unnötig ist. Was glauben Sie?
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Edmund Phelps: Ich glaube nicht, dass diese Maßnahme etwas bewirkt. Der momentane Abschwung ist nur ein Symptom eines größeren und tiefer liegenden Problems - nämlich das Ergebnis einer Umstrukturierung auf den Märkten. Der Immobilien-Boom ist vorbei, und der Finanzmarkt steckt in einer Krise. Der Konsument oder dessen Nachfrage ist und war nicht das Problem - der Schock liegt bei den Anbietern des Haus- und Finanzsektors.
Ist dieses Konjunkturpaket dann überhaupt sinnvoll?
Nein, überhaupt nicht. Es ist so, als würde man bei einem Ernteausfall den Konsumenten mehr Geld für den Kauf von Lebensmitteln geben.
Das "Wall Street Journal" schreibt im Editorial, dass das Beste an dem Konjunkturpaket sei, dass es wenigstens keinen Schaden anrichten kann. Teilen Sie diese Einschätzung?
Ganz und gar nicht. Steuersenkungen können unfassbar viel Schaden anrichten. Hier widerspreche ich auch Dominique Strauss-Kahn, dem Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), der kürzlich alle westlichen Länder dazu gedrängt hat. Das ist ein Schritt in eine komplett falsche Richtung. Weder die USA noch die anderen Länder können sich erlauben, die Staatsschulden zu erhöhen und das Budgetdefizit auszubauen. Denn sonst kommt an dieser Stelle der nächste Schock.
Die Angst vor einer Rezession lähmt momentan die globale Wirtschaft, die Panikmeldungen reißen nicht ab: Der frühere Chef der US-Notenbank, Alan Greenspan, schätzte gerade die Rezessionsgefahr mit 50 Prozent ein.
Wenn man ehrlich ist, kann es überhaupt keine seriösen Schätzungen zu den Chancen einer Rezession geben. Das hängt von zu vielen Faktoren ab. Auch von den Stimmungen am Markt: Optimismus kann sich in Pessimismus und umgekehrt verwandeln - binnen Sekunden. Die Zinssenkungen der Zentralbank können hier auch nicht helfen. Mich würde es aber sehr überraschen, sollte die US-Wirtschaft im ersten Quartal tatsächlich schrumpfen.