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Philanthropie als leidenschaftliches Gruppenerlebnis

Von Konstanze Walther

Wirtschaft
Mathias Terheggen hilft UBS-Kunden bei Spenden.
© privat

Großbank UBS nivelliert Schwellenangst mit sanften Einsteigerprogrammen.


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Wien. Die Schweizer Großbank UBS hat schon 1998 die Witterung aufgenommen und angefangen, eine Abteilung für Philanthropie aufzubauen. Um den reichen Kunden Wege zu zeigen, wie sie ihr Geld wieder loswerden können und gleichzeitig ein sozialer oder ökologischer Mehrwert geschaffen wird. Heute sind in der UBS etwa 35 Angestellte (ein Spitzenwert in der Branche) damit beschäftigt, Kunden beim Spenden so zu unterstützen, sodass Spenden ein individuelles Erlebnis wird - und der Kunde bald ohne den Kick nicht mehr leben will.

"Eine große Rolle spielt da Verantwortung, da man auf hunderten, tausenden Milliarden zum Verwalten sitzt", erklärt Mathias Terheggen, in der UBS zuständig für "Philanthropy", gegenüber der "Wiener Zeitung". Wenn die Besitzer dieses Geldes "es gerne verschenken möchten, sollte es nicht daran scheitern, dass sie nicht genau wissen, wie, und ihnen niemand hilft. Und, normalerweise sind das sehr emotionale Themen, Herzensangelegenheiten. Das ist natürlich nicht zum Schaden der Geschäftsbeziehung", meint Terheggen.

Der Anfang des Philanthropentums kann etwa in einem Schlüsselerlebnis liegen, in dem man merkt, dass das Geld nicht davor schützen konnte etwa eine Krebserkrankung zu bekommen. "Oder es ist einfach so, dass das Umfeld den Wohlhabenden ständig kontaktiert, ob er dort oder da nicht helfen könnte. Beim Ausstellen des x-ten Schecks taucht die Frage auf, ob es nicht etwas geben könnte, was man gezielter verfolgt." Die UBS bietet für Einsteiger-Menschenfreunde die Möglichkeit, an die UBS-Stiftung für Kinder in Not zu spenden, und da ganze Projekte zu begleiten. Bis der Kunde eines Tages so selbstsicher oder neugierig geworden ist, etwas Eigenes machen zu wollen, dem er seinen ganz individuellen Stempel aufdrücken kann, unter Einbeziehung "seiner eigenen Expertise, Firma, Familie. Das ist, was jeder möchte: das Gefühl, selbst einen Unterschied gemacht zu haben. Wenn man dann Feedback bekommt, und Dankesworte, dann will man mehr davon machen, weil das so ein schönes Gefühl ist", berichtet Terheggen.

Um es den Kunden noch leichter zu machen, bietet die UBS auch Dinner und Seminare an, damit sich Spender und potenzielle Spender austauschen können. "Reiche Menschen vertrauen anderen reichen Menschen. Dann wissen sie, die reden nicht mit mir wegen meinem Geld." Die UBS ist verstärkt in dem Bereich "Social Entrepreneur" tätig. "Das ist ein neuer Trend, der sehr zukunftsträchtig sein kann. Von den 100 Prozent Geld, die auf der Welt sind, kann man geschätzte 0,2 Prozent herschenken. Der Rest steckt in Pensionskassen und in Firmen. Da fragen sich vermehrt Leute, wie können wir diese 99,8 Prozent auch nutzen. Gibt es eine Möglichkeit zu investieren und dabei noch Mehrwert zu schaffen?" Das sei natürlich nicht ganz einfach, gibt Terheggen zu. Deswegen sei man ja auch nun zwei Tage in Wien, beim Global Social Business Summit um sich auszutauschen.

Zur Person

Mathias Terheggen ist ein an der ETH Zürich promovierter Physiker, der anschließend beim Unternehmensberater McKinsey für Philanthropie und Social Business Fragen zuständig war. Seit 2010 ist er bei der UBS.