Der Elektrokonzern Philips stellt in Wien die Produktion von Schlüsselkomponenten und die Produktentwicklung für analoge Videorecorder bis Mitte nächsten Jahres ein. Von den insgesamt 4.100 Mitarbeitern am Wiener Standort besteht für 1.200 die Gefahr, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Durch Umschulungen und Höherqualifizierungen will Philips möglichst viele der betroffenen Mitarbeiter in anderen Positionen wieder im eigenen Unternehmen unterbringen.
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"Oberste Priorität muss es sein, die Arbeitnehmer wieder in den Arbeitsprozess zurückzuführen", betonte Gerhard Koch, Vorsitzender des Philips-Zentralbetriebsrates, gegenüber der "Wiener Zeitung". Um dieses Ziel zu erreichen, würde man jede Hilfe gerne annehmen.
Neben den Schulungsmaßnahmen für Mitarbeiter hat Philips auch eine eigene Jobbörse eingerichtet, über die auch externe Jobs vermittelt werden. Philips-Österreich-Sprecherin Beate McGinn äußerte sich zuversichtlich, dass man für möglichst alle betroffenen Mitarbeiter noch vor ihrem Ausscheiden einen adäquaten Ersatzjob finden werde. Wiens Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Sepp Rieder hat angekündigt, Philips Österreich über den Wiener ArbeitnehmerInnenförderungsfonds (WAFF) die gemeinsame Schaffung einer Arbeitsstiftung für die vom Abbau betroffenen Mitarbeiter anzubieten. Eine Teilnahme an der Arbeitsstiftung würde nicht nur Qualifizierungsmöglichkeiten, sondern auch die Ausweitung des Arbeitslosenbezuges auf maximal vier Jahre bedeuten, so Rieder. Wieviele Mitarbeiter tatsächlich im Unternehmen weiterbeschäftigt werden können, hänge laut Koch von der Bereitschaft der Betroffenen zu Schulungen und von der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens ab. Die Anzahl der bevorstehenden Kündigungen könne noch nicht abgeschätzt werden - daher sei auch noch keine Anmeldung von Kündigungen an das Arbeitsmarktservice ergangen, so der Vorsitzende des Zentralbetriebsrates.
Hauptgrund für den Stellenabbau ist eine am Donnerstag verkündete Kooperation zwischen Philips und dem japanischen Elektrokonzern Funai bei analogen Videorecordern, wonach sich Funai künftig auf die Herstellung für den europäischen Markt und Philips auf Marketing und Vertrieb konzentriert. Durch die Trennung von der eigenen Videorecorderproduktion will Philips seine führende Marktposition bei Videorecordern als Nummer drei weltweit und Nummer eins in Europa trotz des nachlassenden Wachstums am Markt für Consumer Electronics und des deutlichen Preisverfalls weiter sichern. Veränderungen gibt es auch bei der bisher ebenfalls in Wien angesiedelten Endmontage von Faxgeräten. Sie wird nach Ungarn ausgelagert.
Von den insgesamt 1.200 Stellen, die gestrichen werden sollen, entfallen 850 auf den Videorecorder-Bereich, 120 auf die Faxgeräteproduktion und weitere 230 auf die Leiterplattenproduktion, die auf Grund der Einstellung der Videorecorderproduktion gedrosselt wird. Die Philips-Standorte in Klagenfurt und Gratkorn seien von der Änderung in Wien unberührt, hieß es weiter.
Trotz des massiven Stellenabbaus will Philips in Österreich weiter wachsen. In Wien wolle man sich künftig vor allem auf die Entwicklung der digitalen Audio/Video-Technologien konzentrieren. Der Schwerpunkt gelte der Entwicklung von wiederbeschreibbaren DVDs, Spracherkennung und Diktiergeräten, Miniatur-Lautsprechern, Faxgeräten, optischen Technologien, kontaktloser Identifikation sowie Körperpflege- und Küchengeräten.