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Diesem Universum könnten schon andere vorangegangen sein. | Indiz: Konzentrische Kreise in kosmischer Hintergrundstrahlung. | Wien. Der Urknall ("Big Bang") gilt nach dem letzten Stand der gängigen Physik als Beginn unseres Universums. Am Europäischen Kernforschungszentrum Cern in Genf wird gerade versucht, den Urknall und seine unmittelbaren Folgen genauer zu verstehen. Indessen glauben zwei Physiker und Kosmologen, der Brite Sir Roger Penrose (Oxford) und der Armenier Vahe Gurzadyan (Jerewan), Beweise dafür gefunden zu haben, dass der Urknall vor rund 13,7 Milliarden Jahren nicht einzigartig war und dass er lediglich den Übergang zwischen zwei kosmischen Zeitaltern markierte.
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Penrose sieht damit seine Theorie einer "konformen zyklischen Kosmologie" (Conformal Cyclic Cosmology, CCC) bestätigt. Sie interpretiert die Welt als ewigen Zyklus von Universen und "Big Bangs". Der Urknall, in dem die Mehrheit der Physiker derzeit die Entstehung von Materie, Raum und Zeit und den Start eines ständig expandierenden Universums sieht, könnte demnach schon mehrmals, vielleicht sogar unendlich oft stattgefunden haben.
Zufall unwahrscheinlich
Die Forscher stützen ihre Theorie auf Messungen zweier Forschungsprojekte, die sich mit der kosmischen Hintergrundstrahlung beschäftigten. Diese Mikrowellenstrahlung gilt als Echo des Urknalls aus der Zeit von 380.000 Jahren nach dem "Big Bang". Seitdem hat sich die Mikrowellenstrahlung von etwa 3000 Grad Kelvin auf 2,725 Grad Kelvin (minus 270 Grad Celsius) abgekühlt.
In Daten der 2001 gestarteten Nasa-Sonde WMAP (Wilkinson Microwave Anisotropy Probe) und des 1998 gestarteten Ballon-Teleskops "Boomerang" (Balloon Observations of Millimetric Extragalactic Radiation and Geophysics) über den kosmischen Strahlenhintergrund fand Gurzadyan konzentrische Ringe mit deutlich niedrigeren Temperaturschwankungen als in der Umgebung.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich so ein Ring zufällig bildet, liege bei eins zu zehn Millionen, sagen die Autoren, die auch renommierte Mathematiker sind. Dass mehrere solche Ringe konzentrisch angeordnet sind, sei völlig unwahrscheinlich.
Diese Ringe seien Überreste von Gravitationswellen, entstanden beim Zusammenstoß von Schwarzen Löchern vor unserem kosmischen Zeitalter, also vor dem letzten Urknall. Mittels der Ringe könne man gleichsam "durch" den Urknall blicken, behaupten die CCC-Theoretiker.
Im Internet abrufbar
Die achtseitige Arbeit von Gurzadyan und Penrose wird bereits heftig diskutiert und ist in englischer Sprache ("Concentric circles in WMAP data may provide evidence of violent pre-Big-Bang activity" - Konzentrische Kreise in WMAP-Daten könnten den Beweis für eine heftige Vor-Urknall-Aktivität liefern) im Internet abrufbar.
http://arxiv.org/ftp/arxiv/papers/1011/1011.3706.pdf