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Physiotherapie: Streit um Sparkurs

Von Mathias Ziegler

Wissen

WGKK reduzierte die Zahl der Folge-Therapieeinheiten. | Vorwurf: Sparen am falschen Platz. | Wien. Die Umstellung der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) bei Physiotherapie-Leistungen sorgt für Unmut, nicht nur bei Patienten, sondern auch bei Therapeuten. Seit Ende August werden bei einigen Diagnosen nach den ersten zehn Behandlungsblöcken nur noch je sechs weitere (statt bisher zehn) ausgestellt.


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Der ärztliche Direktor der WGKK, Reinhard Marek, erklärt diesen Schritt damit, dass "der Körper sich nicht nach dekadischen Systemen richtet und wir nun früher Folgediagnosen darüber bekommen, ob weitere Therapien notwendig sind". Außerdem gebe es die Sechserblöcke bereits in allen anderen Bundesländern und auch in Deutschland und der Schweiz. Für die Physiotherapeuten ist das aber kein Argument.

Die Standesvertretung Physio Austria ist vor allem empört, weil "ohne jegliche Vorinformation Leistungen teils dramatisch gekürzt wurden, auch bei den Behandlungszeiten". Einzig ein Schreiben vom 22. August habe die Vertragspartner über geänderte Modalitäten informiert. Die Patienten würden davon überhaupt erst durch die Behandelnden erfahren. "Die WGKK putzt sich hier ab", so ein Sprecher von Physio Austria. Nun werden neue Verhandlungen gefordert.

"Kasse will wohl gegen Missbrauch vorgehen"

Wie sich das neue System in der Praxis auswirkt, schildert ein Wahltherapeut der "Wiener Zeitung": Seine Patienten müssten nun für die Verordnungsscheine öfter zum Arzt gehen, der dadurch wiederum mehr bü rokratischen Aufwand habe. Auch seien die Chefärzte nun strenger: "Ein Patient mit Knieschmerzen war zuvor bei zwei Vertrags-Instituten, das hat ihm aber nicht geholfen. Meine etwas andere Behandlung greift - aber sie wird ihm nicht bewilligt, und so muss er sie selbst voll bezahlen." Den neuen WGKK-Kurs bringt er in Zusammenhang mit steigendem Missbrauch u.a. von Massagen: "Nicht wenige Patienten konsumieren reine Wellness-Behandlungen auf Kassenkosten."

Der Gesundheitsökonom Bernhard Schwarz versteht die Umstellung "vom Prinzip her, aber ich vermisse eine Kosten-/Nutzenrechnung - immerhin werden physiotherapeutische Leistungen immer wichtiger, auch bei jungen Patienten".

Die WGKK versucht nun zu beruhigen. "Nach außen wirkt es drastischer, als es ist", so Marek. Und: Bei Vertrags-Instituten garantiert die WGKK, dass die ersten bereits konsumierten Stunden auf jeden Fall bezahlt würden, falls eine Ablehnung erst im Verlauf der Therapie einträfe.