Zum Hauptinhalt springen

Pickerl gegen das Tabu

Von Christina Böck

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Es gab Zeiten, da fand man es spektakulär, wenn eine Puppe beim Hinlegen ihre Augen schließen konnte. Und wer das schon spektakulär fand, hyperventilierte nachgerade, als es Puppen gab, die man füttern konnte, damit sie sich hernach einnässen konnten. (Eltern mochten diese Puppen nicht so.) Das ist alles alter Flohmarkt-Tand im Vergleich zur allerneuesten Entwicklung am Puppensektor: die Barbie, die menstruieren kann.

Gut, das ist jetzt ein bisschen übertrieben natürlich. Die "Lammily"-Barbie bekommt nicht wirklich die Periode, aber wer möchte, kann ihr selbstklebende Binden kaufen. Der US-Grafikdesigner Nickolay Lamm hat die Puppe erfunden, eine Art Barbie-Gegenentwurf: Die hat nämlich durchschnittlich lange Beine, durchschnittlich große Brüste und blond ist sie auch nicht.

Damit soll Mädchen gezeigt werden, dass sie auch hübsch sind, wenn sie nicht über die Traummaße einer Barbie verfügen. Gleichzeitig soll vermittelt werden, dass Menstruation kein Tabu ist. Dass sich das aber in vielen Kulturen, in denen junge Mädchen noch dazu zu den Schwächsten der Gesellschaft gehören, wohl kaum durch ein paar bunte Pickerl wird ändern lassen, steht auf einem anderen Blatt.

Außerdem: Kann man langsam mal die arme Barbie in Ruhe lassen? Marken-Experten diagnostizieren bei ihr eine veritable Identitätskrise, die Verkaufszahlen wollen sich nicht und nicht erholen seit Jahren. Man hat ihr gar schon flache Schuhe verpasst, damit sie Anti-High-Heels-Feministinnen nicht mehr erzürnt. Barbie braucht echt mal eine Pause. Sonst kriegt sie ihr PMS.