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Pin-ups für den Rennfahrerspind

Von Bernhard Baumgartner

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"Wir suchen die 50 hübschesten Mädls Österreichs, die Bock auf Benzin und Formel eins haben. Keiner ist näher an den Fahrern, niemand steht kurz vor dem Start noch neben den Boliden" - mit Texten wie diesen wurden in Österreich 50 der feschesten "Grid Girls" ausgesucht, die auf der Rennstrecke beim nahenden Grand Prix in Spielberg genau eine Aufgabe haben werden: dastehen und hübsch aussehen. So weit, so Männer-Fantasie. Gecastet wurden die Damen aber nicht, wie man vielleicht annehmen könnte, von einem Motorsport-Magazin, sondern vom immer noch zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk gehörenden Ö3. Und das nicht erst seit gestern.

Es ist erstaunlich, dass sich die öffentliche Kritik an dem Vorgang bisher in Grenzen gehalten hat. Offenbar wird das dritte Programm des Österreichischen Rundfunks ohnehin von allen Playern bereits als reiner Privatsender gesehen, der im Wesentlichen machen kann, was er will. Während auf den Ö3-Schwestersendern FM4 und Ö1 also bisweilen durchaus mit ernsthaftem Anspruch Genderthemen verhandelt werden, findet dies bei Ö3 auf der Ebene von Pin-up-Girls für den Rennfahrerspind statt. Jeder, wie er mag, könnte man sagen. Wenn da nicht das Problem wäre, dass Ö3 sich auch dann noch immer nicht als Privatsender gerieren kann, wenn eh schon jeder vergessen hat, dass es Teil des öffentlich-rechtlichen Auftrages des ORF ist. Ob es mit diesem kompatibel ist, jungen Mädchen als erstrebenswertes Ziel mitzugeben, hübsch auszusehen und Rennfahrern nachzuschmachten, haben sich die Verantwortlichen sicher genau überlegt.