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Pinguine auf der Jagd

Von Roland Knauer

Wissen
Die Adeliepinguine der Antarktis jagen unter Wasser kleine Fische und Krebse.
© Roland Knauer

Forscherdaten zeigen, wie schnell und effizient die Adeliepinguine sind.


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Berlin. Wenn alles gut läuft, schnappt sich ein Adeliepinguin in ein paar Metern Wassertiefe vor der Küste der Antarktis in jeder Sekunde seines Tauchganges gleich zwei kleine Krebse. Diese "Krill" genannten Tierchen wiegen schließlich im Durchschnitt gerade einmal 0,4 Gramm, und an Land sperren ein oder zwei mehr als hungrige Küken die Schnäbel auf. Da müssen die Eltern sich ranhalten und möglichst viele Krebse oder kleine Fische fangen.

Wie die gerade einmal vier Kilogramm schweren Adeliepinguine dieses Kunststück schaffen, wusste bisher niemand so recht, weil sich eine Unterwasserjagd kaum beobachten lässt. Doch Yuuki Watanabe und Akinori Takahashi vom Nationalen Polarforschungsinstitut in Tokio kamen auf die Idee, 14 dieser Frackträger eine 33 Gramm leichte Mini-Videokamera auf den Rücken und zwei neun Gramm leichte Geschwindigkeitssensoren auf Kopf und Rücken zu kleben. Im Fachblatt "Pnas" berichten sie anhand der Daten über den Pinguin-Alltag unter Wasser.

Bisher kämpften Biologen vor allem mit dem Problem, dass ihre Beobachtungsdaten zu ungenau waren. Um die Tiere nicht allzu sehr zu behindern, muss eine Kamera auf ihrem Rücken klein und leicht sein. Dann reichen die Batterien aber nur für knapp 90 Minuten Aufnahme. Natürlich können auch angeheftete Magnete und Sensoren Bewegungen und Geschwindigkeit messen, aber die Ergebnisse sind nicht eindeutig: Öffnet der Pinguin seinen Schnabel und schließt ihn wieder, wissen die Forscher ja nicht, ob dabei Beute in den Schlund gerutscht oder eben nicht. Andererseits zeichnen die Sensoren unter Umständen genau die gleichen Kopfbewegungen auf, wenn der Vogel erfolgreich einen Fisch fängt oder wenn er sich nach einer möglichen Beute umschaut.

Zuverlässiger sollten die Ergebnisse werden, wenn ein Pinguin mehrere Messgeräte auf die Jagd mitnimmt - wie von den beiden japanischen Forschern nun umgesetzt. Nachdem drei der 14 Kameras im Eiswasser abgesoffen waren, konnten die Wissenschafter von elf erfolgreichen Experimenten jeweils durchschnittlich 84 Videominuten auswerten.

Einer der Pinguine erwischte während 48 Minuten unter Wasser 244 der kleinen Krill-Krebse - knapp 100 Gramm. Laut Statistik erwischen die Vögel die Mini-Krebse bei mehr als eineinhalb Minuten langen Tauchgängen vor allem in Tiefen um zehn Meter, sind aber auch noch in achtzig Metern erfolgreich. Ein anderer Pinguin jagte dagegen jeweils zwanzig Sekunden kürzer und war dabei meist weniger als fünf Meter tief unter dem Eis unterwegs. Dort hatte er es auf kleine Antarktisdorsche abgesehen, von denen er in 40 Tauchminuten 33 erwischte - rund 165 Gramm.

Zuverlässiger Blick

An den Beschleunigungsmessern konnten die Forscher typische Bewegungen erkennen, wenn Pinguine erfolgreich waren. Die Muster bei einer Fischjagd sind ebenfalls charakteristisch, sehen aber ganz anders aus. Erstmals gelang damit ein zuverlässiger Blick in den Pinguin-Alltag.

Haben es die Pinguine auf die kleinen Antarktisdorsche abgesehen, die fast zwei Drittel ihrer Beute ausmachen, ist ihr Jagdglück demnach recht gleichmäßig verteilt, und sie finden zuverlässig ausreichend Nahrung. Bei der Jagd auf Kleinkrebse tauchen die Pinguine dagegen manchmal lange und erwischen nur hin und wieder einen Krill. Stoßen sie dagegen auf einen ganzen Schwarm, können sie in jeder Sekunde sogar zwei von ihnen schlucken. So bekommen sie die rund 2000 Kleinkrebse, die sie am Tag brauchen, um sich selbst und ihre Küken zu ernähren, recht schnell zusammen. Offensichtlich ähnelt der Fang von Krill also ein wenig einem Glücksspiel und ein Adeliepinguin muss am Tag fünf Stunden tauchen, um die hungrigen Schnäbel im Nest mit diesen Krebsen zu stopfen.