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"Pink ist die Farbe der Leidenschaft"

Von Michael Schmölzer

Politik
Mlinar, flankiert von Verhofstadt (l.) und Olli Rehn.
© wz/Moritz Ziegler

EU-Wahlkampfauftakt der Neos mit europäischen Liberalen in Wien.


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Wien. Draußen ging ein Gewitter nieder, drinnen donnerte der Spitzenkandidat der europäischen Liberalen, Guy Verhofstadt. Der Belgier gab am Freitag gemeinsam mit den österreichischen Neos in Wien, St. Marx, den Startschuss für den EU-Wahlkampf.

Vor Hunderten Neos-Fans - es waren auch Liberale aus anderen europäischen Ländern angereist - streute Verhofstadt den Österreichern zunächst lautstark Rosen. Die Neos seien ein "Vorbild für Europa" und berufen, die "alten Zöpfe" in Österreich abzuschneiden. ÖVP und SPÖ seien "die Dinosaurier", "und ihr wisst, was mit den Dinosauriern passiert ist". Wenige Stunden vorher hatten die EU-Liberalen (Alde) die Neos einstimmig als neues Mitglied aufgenommen.

Die Stimmung in der Rinderhalle war entsprechend gut, auch wenn die rosa Fan-Gemeinde zehn Euro Eintritt berappen musste. Eine große Leinwand war aufgespannt, das Motto lautete "wir lieben Europa". Neos-Politiker Matthias Strolz, Beate Meinl-Reisinger und Angelika Mlinar versuchten sich in bewährter Manier als Einpeitscher und Motivatoren. "Pink is the colour of passion", verkündete etwa Strolz.

Europas Liberale können den Drive aus Österreich brauchen, immerhin sind sie laut Umfragen nicht auf der Siegerstraße: Derzeit stellen sie 84 Abgeordnete, nach den Wahlen am 25. Mai sollen es nur noch 60 sein.

Neben Verhofstadt sind aus den Reihen der europäischen Polit-Prominenz Währungskommissar Olli Rehn und Alde-Präsident Sir Graham Watson in die Rinderhalle gekommen. "Die Welt wird eine bessere sein", so Watson, "wenn die Liberalen stark sind". Unter Verweis auf Winston Churchill fordert er einen "erweiterten Patriotismus" ein. Und: "Wir wollen ein Europa, das funktioniert."

"Alte Rezepte haben ausgedient"

Zentral war freilich die Rede Verhofstadts, der sich für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten bewirbt. Er bezichtigte Konservative und Sozialisten gleichermaßen, für die Wirtschafts- und Finanzkrise in Europa verantwortlich zu sein. "Konservative sind und bleiben Konservative", so der Belgier und die Sozialisten würden sich ausschließlich in Schuldzuweisungen ergehen. So Martin Schulz, Konkurrent im Rennen um den EU-Kommissionspräsidenten. Der weise den Banken die Schuld zu, ohne zu erwähnen, dass "die alten Rezepte nicht mehr funktionieren."

Das Ziel der Neos für die Wahl am 25. Mai lautet jedenfalls zwei Mandate. Dazu müsste die liberale Neopartei ihr Ergebnis bei der Nationalratswahl verdoppeln. Aktuelle Umfragen sagen ihr immerhin Chancen auf Platz drei mit den Grünen voraus. Mlinars Mission lautet jedenfalls, die Euphorie und Begeisterung für die EU, wie sie vor zehn Jahren bei der Osterweiterung geherrscht habe, wiedererwecken zu wollen.