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Vorarlberger Landtagswahlen: Neos-Spitzenkandidatin Sabine Scheffknecht im Interview.
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Bregenz. Mangelnden Ehrgeiz kann man den Neos nicht vorwerfen: Klubstärke wollen sie bei den Vorarlberger Landtagswahlen am 21. September erreichen, also zumindest drei Mandate (von insgesamt 36); und am allerliebsten auch gleich mitregieren mit einer dann um ihre absolute Mehrheit beraubten ÖVP. Tatsächlich liegt die Latte für Neos-Spitzenkandidatin Sabine Scheffknecht hoch: Bei der Nationalratswahl 2013 schafften die Newcomer im Ländle 13,1 Prozent (bundesweit 5,0 Prozent), bei der EU-Wahl im heurigen Mai standen sogar 14,9 Prozent zu Buche (8,1 Prozent). Aufs Revers kann sich diese Ergebnisse wohl Parteigründer und -chef Matthias Strolz heften, der selbst aus Vorarlberg stammt. Kein Wunder also, dass die Neos ihren Bundesparteichef von zahlreichen Plakaten lächeln lassen. Sämtliche anderen Parteien verzichten weitgehend auf die optische Präsenz von Bundespolitikern.
"Wiener Zeitung": Frau Scheffknecht, Sie waren bis vor kurzer Zeit politisch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, jetzt sind Sie Spitzenkandidatin der Neos. Wem haben Sie denn in der Vergangenheit Ihre Stimme gegeben?Sabine Scheffknecht: Bisher habe ich unterschiedlich gewählt. Ich war lange Zeit bei der Jungen ÖVP, aber nicht als aktives Mitglied, habe aber durchaus auch andere Parteien gewählt.
Die Neos sind noch nicht einmal im Landtag vertreten - und erheben jetzt gleich den Anspruch, regieren zu wollen. Dabei wissen die Bürger doch noch gar nicht, ob Sie und Ihre Partei das auch können.
Als Neos haben wir grundsätzlich den Anspruch zu gestalten. Wir wollen mitreden und mitbestimmen, und das geht natürlich in einer Regierung leichter als in der Opposition. Sollten wir unser Ziel nicht erreichen, werden wir aber sicher auch eine gute Oppositionspolitik leisten. Wir wollen das Land und seine Politik erneuern, vor allem in der Bildungs- und Wirtschaftspolitik.
Was qualifiziert Sie persönlich als mögliches Regierungsmitglied?
Wir Neos sehen das pragmatisch. Ich bin sicher nicht für jeden Bereich qualifiziert. Wenn es um Ressorts wie Gesundheit oder Landwirtshaft geht, würde sicher ein anderer den Job machen. Ich selbst komme aus der Wirtschaft und mir ist Bildung ein großes Anliegen - in diesen beiden Bereichen traue ich mir ein Regierungsamt durchaus zu.
Sie führen bewusst einen Wahlkampf der leisen Töne, wollen vor allem den politischen Stil ändern, eine gute Zukunft für die Kinder sicherstellen und betonen, dass die Vorwürfe der Mitbewerber, Sie wollten Wasser privatisieren und Schiefergas per Fracking fördern, falsch seien. Was ist denn das Neue, das die Neos in Vorarlberg umsetzen wollen?
Wir wollen die Einstellungen ändern. Vor allem die ÖVP vermittelt den Eindruck, das Land gehöre ihr. Das Land gehört allen Bürgern. Derzeit werden auch Entscheidungen auf die lange Bank geschoben - wir wollen, dass Entscheidungen getroffen und anschließend zügig umgesetzt werden. Das betrifft insbesondere den Bildungsbereich.
Was, wenn Sie Ihre Ziele verfehlen?
Grundsätzlich hängt meine politische Karriere nicht davon ab, wie viele Prozentpunkte wir am Wahltag erreichen. Ich will mich für Sachthemen engagieren, und zwar vor und nach der Wahl. In welcher Funktion dies geschieht, wenn wir die Ziele nicht erreichen, werden wir nach den Wahlen gemeinsam diskutieren.
Ihr Wahlkampfbudget beträgt rund 200.000 Euro, das vorwiegend über Spenden finanziert werden soll. Wie viele Spendengelder haben Sie denn bisher einwerben können?
Wir bemühen uns, unser Budget von 200.000 Euro nicht zur Gänze auszuschöpfen, da sich die Sache mit den Spenden schwierig gestaltet. Das hängt auch mit unseren hohen Transparenzansprüchen zusammen, da wir sämtliche Einnahmen und Ausgaben offen legen wollen; das bremst durchaus manchen im Land, die Neos auch finanziell zu unterstützen. Derzeit liegen wir bei den Spenden bei rund 70.000 Euro.
Wer haftet für die restlichen 130.000 Euro?
Die Bundespartei und einige private Kreditgeber, die an unseren Erfolg glauben und überzeugt sind, dass wir in den Bereichen Bildung, Wirtschaft und Transparenz im Land etwas weiterbringen.
Sabine Scheffknecht
Die 1978 in Höchst als Tochter eines Bodenseefischers aufgewachsene Betriebswirtin arbeitete vor ihrem Einstieg in die Politik als Controllerin und Eventorganisatorin. Die verheiratete Mutter zweier Kinder lebt in Lustenau.
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