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Für eine bildungspolitische "Diskussion ohne Tabus" hat sich Bundeskanzler Wolfgang Schüssel am Dienstag ausgesprochen. Dies gelte auch für das umstrittene Thema "Gesamtschule", für deren Einführung sich SPÖ, Grüne und Arbeiterkammer vehement stark machen.
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"De facto haben wir in Österreich bereits eine Gesamtschule für alle 10- bis 14-Jährigen": in der Stadt sei dies die AHS-Unterstufe, am Land die Hauptschule, erklärte Schüssel am Dienstag beim Pressefoyer nach dem Ministerrat angesprochen auf die Frage, ob sich die ÖVP vorstellen könne, von ihrem bisherigen Nein zu diesem Schulmodell abzurücken.
Der Bundeskanzler warnte jedoch davor, Organisationsfragen als Allheilmittel bei der Behebung der Defizite im Bildungsbereich anzusehen: "Es gibt nicht einen Stein der Weisen, sondern nur viele gute Ideen." Ganz entscheidend sei hier nach wie vor die Qualität des Unterrichts.
Auch Vizekanzler Hubert Gorbach sprach sich dafür aus, nun zunächst die Details der Studie anzuschauen anstatt in Hysterie zu verfallen. Gorbach wiederholte dabei seine Forderung, die Beherrschung von Deutsch als Voraussetzung für den Schuleintritt anzusehen.
Schüssel wie auch Bildungsministerin Gehrer wollen nun den bisherigen Einsatz der Geldmittel im Schulwesen untersuchen. Österreich zähle zu den Ländern mit den höchsten Ausgaben, müsste bei Leistungsvergleichen also eigentlich vorne liegen (siehe Artikel unten), so Gehrer.
Unterdessen sehen die Befürworter der Gesamtschule Rückenwind für ihr Anliegen durch die PSA-Studie. Arbeiterkammer, SPÖ und Grüne plädieren für eine gemeinsame Schule für die Grundausbildung mit individualisiertem Unterricht sowie ganztägigem bedarfsorientierten Angebot bis zum 14. Lebensjahr.
Rechtzeitig zu Weihnachten hatte der Bundeskanzler auch noch einen guten Tipp parat, wie sich kurzfristig etwas gegen die grassierende Leseschwäche der Jungen unternehmen ließe: Er empfahl, Bücher zu schenken.