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Plädoyer für das Zweiergespräch

Von Manfred A. Schmid

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Peter Huemer, einst Leiter und Moderator der legendären "Club-2"-Sendungen im ORF-Fernsehen, hat nach deren Einstellung jahrelang die Hörfunk-Reihe "Im Gespräch" betreut und daneben im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Deutschland weiterhin Gesprächssendungen moderiert. Im ORF hingegen waren fortan offenbar vor allem "Talk-Shows" nach dem Vorbild der deutschen Privatsender angesagt sowie große Gesprächsrunden à la "Zur Sache" oder "Betrifft", in denen der genervte Satz "Lassen Sie mich ausreden, ich habe sie auch ausreden lassen" anscheinend zum Standardrepertoire gehört. Das in die Tiefe gehende Zweier-Gespräch, das über die paar Minuten, die es hin und wieder in der "ZiB 2" eingeräumt bekommt, hinausgeht, ist vom ORF-Bildschirm indes so gut wie verschwunden. Helmut Zilks "Lebens-Künstler" sind nämlich, abgesehen davon, dass sie ohnehin meist in einen Monolog des Moderators mit einem gelegentlichen Stichwortbringer ausarten, eindeutig dem "Talk" zuzuordnen. Und die "Sommergespräche" sind - wie der Name sagt - saisonal begrenzt und zudem nur den Parteiführern vorbehalten.

Die Zeiten, als Informationsintendanten wie Franz Kreuzer, Johannes Kunz oder Wolf In der Maur den TV-Dialog zur Chefsache erhoben hatten, sind vorbei und lassen sich wohl auch nicht reanimieren. Gefragt wären freilich neue Formate des fernsehgerechten Zwiegesprächs, wie es sie im deutschen Fernsehen hin und wieder schon wieder gibt: Die "Bühler Begegnungen" von Peter Voß auf 3sat - heute Abend um 22.25 Uhr empfängt er Ex-Finanzminister Theo Waigel - sind vielleicht wahre Dinosaurier des TV-Gesprächs, doch die alternierend dazu angebotene 3sat-Sendung "gero von boehm begegnet . . ." setzt neue Maßstäbe. Dem ORF zur Nachahmung und allfälligen Verbesserung empfohlen.