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Plädoyer für die Wohnbauförderung

Von Andreas Pfeiler

Gastkommentare
Andreas Pfeiler ist Geschäftsführer des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie.

Österreich muss auch in Zukunft seine Bürger bei der Wohnraumschaffung unterstützen - und dabei auch Architekten und Planer in die Pflicht nehmen.


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Das Thema leistbares Wohnen ist ins Zentrum einer leidenschaftlichen innenpolitischen Debatte gerückt. Aber auch die aktuellen Ereignisse in Spanien lassen aufhorchen: Zwangsräumungen und erschütternde Einzelschicksale zeigen auf, welche zentrale Bedeutung das Modell der Wohnbauförderung, wie wir es in Österreich kennen, als stabilisierender Faktor für die Gesellschaft und den Wirtschaftsstandort spielt.

Österreich verfügt mit seiner Wohnbauförderung über einen starken Hebel zur Umsetzung von sozial-, umwelt- und wirtschaftspolitischen Zielen; dafür bekommt das Land Bestnoten im europäischen Vergleich. Mehr als die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher leben derzeit in geförderten Wohnungen.

Jedoch trifft die steigende Wohnungsnachfrage aufgrund des Bevölkerungswachstums von 4,8 Prozent im vergangenen Jahrzehnt auf einen starken Rückgang der geförderten Bauleistung. Ein Allzeittief ist erreicht. Daher ist es entscheidend, dass es auch in Zukunft ausreichend Mittel für die Wohnbauförderung gibt.

Laut einer Umfrage finanziert nur ein Viertel der Befragten den Kauf, den Bau oder die Sanierung eines Objektes rein mit Eigenmitteln und Kredit. Weit häufiger (30 Prozent) wird mit einem Mix aus Eigenmitteln, Kredit und Förderungen kalkuliert. Lediglich 8 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass ihre Wohnprojekte auch ohne eine Förderung unverändert realisierbar wären.

Dieses Ergebnis unterstreicht die Notwendigkeit der Wohnbauförderung, um allen Bevölkerungsschichten auch künftig einen Zugang zu leistbarem und qualitätsvollem Wohnen zu ermöglichen.

Aktuelle Studien zeigen: Über den Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet, machen die Errichtungskosten nur etwa 20 Prozent aller anfallenden Kosten aus. In der langfristigen Perspektive schlagen vor allem Faktoren wie die Beheizung oder eine Sanierung zu Buche. Daher sind Architekten und Planer gefragt, bereits in der Planung die Folgekosten über die gesamte Nutzungsdauer von Gebäuden zu prognostizieren. Leistbare Kosten für die Wartung und die Instandhaltung von Häusern sind für zwei Drittel der Befragten der wesentlichere Faktor als niedrige Anschaffungskosten.

Es braucht ein klares Bekenntnis seitens der politisch Verantwortlichen, um das erfolgreiche Modell der österreichischen Wohnbauförderung fortzuschreiben. Die Zweckbindung ist eine Möglichkeit, jedoch sind auch andere Regulative denkbar, wie beispielsweise die Selbstverpflichtung der Bundesländer aufgrund regelmäßiger Bevölkerungs- und Wohnungsbedarfsprognosen.

Auch wenn die Schuldenkrise einen konsequenten Sparkurs fordert: Wohnen, das die Bürger sich auch leisten können, muss auch in Zukunft unter Berücksichtigung der Energieeffizienz und des Umweltschutzes sichergestellt werden.

Hier geht es vor allem auch um Verhinderung von Wohnengpässen und um den Erhalt des sozialen Friedens.