Stift Klosterneuburg macht Druck mit Gegenkonzept - Kirche bleibt gesperrt.
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Wien. Von einem Ende der gegenwärtigen Misere ist man zwar noch weit entfernt - aber langsam kommt Bewegung in der Endlos-Causa Leopoldsberg. Wie die "Wiener Zeitung" mehrfach berichtete, herrschen auf dem einst belebten Wiener Hausberg seit Schließung des ansässigen Gastronomienbetriebs triste Zustände: bröckelnde Mauern, zugenagelte Fenster, Bauzäune - und ein fest verriegeltes Burgtor, das Kirchgängern wie Touristen den Zugang zur Leopoldskapelle verwehrt. Nun verstärkt allerdings der Grundeigentümer, das Stift Klosterneuburg, den Druck auf den Pächter - und droht unverhohlen mit einem Alternativkonzept, falls das jüngste Vorhaben ebenfalls scheitern sollte.
Die bisherigen Pläne des Investors, Architekt Alexander Serda, der vom Stift Klosterneuburg ein 100-jähriges Baurecht bekommen hat, haben sich allesamt schon zerschlagen: War zunächst von einem Klosterhotel die Rede, sollte es später gehobene Gastronomie in den alten Gemäuern werden. "Nun ist ein Ausflugslokal geplant", bestätigt Stift-Sprecher Peter Schubert das jüngste, bodenständigere Vorhaben.
Außerdem seien ein paar Hotelzimmer, eine Art Besucherzentrum für Touristen sowie ein großer Veranstaltungsraum - etwa für Hochzeiten - geplant.
"Bausünde verhindern"
Allerdings dürfte das Stift dem Bauherrn Serda, der sich selbst nicht zu den Plänen äußern wollte, ein Ultimatum gesetzt haben: Schubert will zwar kein Datum nennen, bestätigt aber: "Wir haben inzwischen einen Plan B, diesen werden wir aber nicht an die große Glocke hängen. Zugleich wurden die Gespräche mit Serda intensiviert."
Wiewohl also der Druck erhöht wurde, verteidigt man zugleich die lange Planungsphase: "Am Kahlenberg ist nicht alles optimal gelaufen, wie man jetzt sieht. Wenn wir am Leopoldsberg eine Bausünde verhindern, dann hat sich das Warten ausgezahlt", meint Schubert.
Vorerst wird es allerdings auch keinen Zugang zur Kirche geben, obwohl es im Herbst heftige Kritik der zuständigen Pfarre Nussdorf gegeben hat, die quasi aus dem eigenen Gotteshaus ausgesperrt ist. "Bei einer einsamen Kirche am Berg ist einfach die Gefahr von Vandalismus zu groß", sagt Schubert. Daher werde die Leopoldskapelle erst wieder bei einem Restaurantbetrieb zugänglich sein - nach vorheriger Generalsanierung. Auch Döblings Bezirksvorsteher Adolf Tiller (ÖVP), der zuletzt eine Öffnung des Burghofs samt Kirche bis zum Sommer verlangt hatte, hat sich umstimmen lassen: "Ich habe mir das angesehen. Punkto Gefahren hat man nicht unrecht, immerhin gibt es dort einen Öltank." Doch auch der Bezirkschef wird in der Causa seit Jahren hingehalten: "Der Bauherr hat zuletzt mir gegenüber behauptet, dass er demnächst anfängt."
Denkmalamt verärgert
Dem widerspricht allerdings das Bundesdenkmalamt: "Wir haben mit unserer Arbeit die perfekte Grundlage geliefert, um mit einer Architekten-Planung zu beginnen. Allein, es kommt nichts, es gibt weiterhin keine konkrete Planung", berichtet Landeskonservator Friedrich Dahm der "Wiener Zeitung".
Er widerspricht auch heftig dem zuletzt erhobenen Vorwurf, die Planung sei durch Verzögerungen des Denkmalamts ins Stocken geraten. "Wir sind schon seit einem Jahr fertig - und haben für Serda alles gemacht und finanziert: Es liegt nun ein exakter bauarchäologischer Altersplan vor, dazu wurden alle Wand- und Fassadenoberflächen befundet."
Dahms Urteil zur gegenwärtigen Situation fällt daher ernüchternd aus: "Das ist für viele Bewohner Wiens und auch Touristen es ein sehr unbefriedigender Zustand." Er hofft daher, dass der Druck des Stifts Klosterneuburg Wirkung zeigt.
Wissen
Der Leopoldsberg, mit 425Metern der nördlichste Punkt des gebirgigen Westrands Wiens, hat einen festen Platz in der Geschichte Österreichs und gilt als Nationaldenkmal.
Ursprünglich Kahlenberg genannt, ließ Leopold III. im 12.Jahrhundert hoch über der Donau eine Burg gegen Einfälle der Magyaren erbauen.
1683 fiel ein deutsch-polnisches Entsatzheer unter der Führung des polnischen Königs Sobieski vom Leopoldsberg her ein und beendete die Zweite Wiener Türkenbelagerung. Die Niederlage bedeutete den Anfang vom Ende der türkischen Hegemonialpolitik. Nach dem Sieg über die Türken ließ Kaiser Leopold I. die zuvor zerstörte Kapelle wieder errichten und sie 1693 dem Heiligen Leopold weihen, woraufhin der Berg den Namen Leopoldsberg erhielt.