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Berlin - "Dann gegen das Ende zu, wo die Sache durcheinandergesprochen wurde und wo die Ordonnanzen überreichten die ganze Zeit Cognac oder andere Getränke und es ist nicht, dass etwa eine alkoholische Wirkung zustandegekommen wäre - ich will damit nur sagen, es war eine offizielle Angelegenheit - aber doch wieder keine chefoffizielle Angelegenheit, wo jeder ruhig war und jeder jeden ruhig aussprechen ließ". Mit diesen grammatikalisch nicht immer korrekten Worten schilderte Adolf Eichmann am 24. Juli 1961 die Zusammenkunft am 20. Jänner 1942, die als "Wannsee-Konferenz" in die Geschichte eingegangen ist.
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14 Männer aus der Ministerialbürokratie und der SS kamen an diesem Tag in der Villa am Wannsee mit Reinhard Heydrich zusammen, um über die Deportation und Ermordung der europäischen Juden zu sprechen. Die leitenden Beamten der involvierten Ministerien - außer Unterstaatssekretär Luther vom Auswärtigen Amt waren noch Vertreter des Reichsministeriums für die besetzen Ostgebiete, sowie des Justiz- und des Innenministeriums sowie der Reichs- und Partei-Kanzlei bei der Besprechung anwesend - sollten über bereits festgelegte Maßnahmen instruiert werden, um den Beamtenapparat auf Linie zu bringen.
1947 fand man in den Dokumenten des deutschen Außenministeriums das Protokoll dieser Zusammenkunft, in der die "Endlösung der Judenfrage" besprochen wurde. Die Entscheidung über den Massenmord war nach Meinung vieler Historiker schon im Spätsommer oder Herbst 1941 gefallen, als hinter der russischen Front Sonderkommandos bereits Massaker an der jüdischen Bevölkerung verübten. Ab 1. September 1941 mussten jüdische Bürger des Deutschen Reiches den Judenstern tragen, ab 23. Oktober 1941 durften sie nicht mehr emigrieren.
Bis zum 31.10.1941. seien trotz unzähliger Schwierigkeiten "insgesamt rund 537.000 Juden zur Auswanderung gebracht" worden, berichtete der Chef der Sicherheitspolizei, Reinhard Heydrich, den 14 Anwesenden. Anstelle der Auswanderung sei "nunmehr als weitere Lösungsmöglichkeit nach entsprechender vorheriger Genehmigung durch den Führer die Evakuierung der Juden nach dem Osten getreten". Rund 11 Millionen Juden kämen in Betracht, berichtete Heydrich weiter und zählte sie länderweise auf.
"Unter entsprechender Leitung sollen im Zuge der Endlösung die Juden in geeigneter Weise im Osten zum Arbeitseinsatz kommen. In großen Arbeitskolonnen, unter Trennung der Geschlechter, werden die arbeitsfähigen Juden straßenbauend in diese Gebiete geführt, wobei zweifellos ein Großteil durch natürliche Verminderung ausfallen wird. Der allfällig endlich verbleibende Restbestand wird, da es sich bei diesem zweifellos um den widerstandsfähigsten Teil handelt, entsprechend behandelt werden müssen, da dieser, eine natürliche Auslese darstellend, bei Freilassung als Keimzelle eines neuen jüdischen Aufbaues anzusprechen ist. (Siehe die Erfahrung der Geschichte.)", heißt es wörtlich in dem von Adolf Eichmann erstellten Protokoll.
Trotz dieser mehr als eindeutigen Passage leugnen alte und neue Nazis seit Jahrzehnten den Holocaust und führen, sofern sie es nicht überhaupt als Fälschung bezeichnen, eben das Protokoll der Wannsee-Konferenz an, in dem nichts von Tötungen stehe.
In den Vernehmungen während seines Prozesses stellte aber Adolf Eichmann klar, dass sogar über die Tötungsmethoden gesprochen worden sei: "Ich weiß, dass die Herren ... beisammen gesessen sind und da haben sie eben in sehr unverblümten Worten - nicht in den Worten, wie ich sie dann ins Protokoll geben musste, sondern in sehr unverblümten Worten die Sache genannt - ohne sie zu kleiden. ... Es wurde von Töten und Eliminieren und Vernichten gesprochen."