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"Pläne und Spatenstiche zu wenig"

Von Peter Kantor

Europaarchiv

Wien - Dass die EU-Erweiterung eine einzigartige Wachstumschance besonders für Ostösterreich biete, sei inzwischen eine Binsenweisheit. Um sie zu nützen, müsse aber der Ausbau der Infrastruktur forciert werden, fordern Vertreter der Industrie. Mit einem entsprechenden Konzept könne ein vernetzter, grenzüberschreitender und pulsierender Wirtschaftsraum rund um Wien mit 4,5 Millionen Menschen entstehen.


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In ihrer neu vorgestellten Broschüre "Europa Region Mitte - Ein transnationales Netzwerk" bezieht sich die Industrie auf eine Region, die mit Wien als Zentrum die Städten Brno, Bratislava, Györ, Szombathely, Sopron, Eisenstadt, Wiener Neustadt und St. Pölten umfasst. "In der Schaffung dieser Region sehen wir eine einmalige Chance der Entwicklung aller beteiligten Regionen", betont der Präsident der Industriellenvereinigung Wien, Richard Schenz. Es gebe in Europa keine Grenzregion zu den Beitrittskandidaten, die derartig verdichtet sei, über einen so hohen Ausbildungsstandard und eine so tiefgehende Industrialisierung verfüge.

Ein nachhaltiges Wachstum der "Europa Region Mitte" setzt aus Sicht der österreichischen Industrie vor allem den Ausbau der Infrastruktur voraus. Für Wien, Niederösterreich und das Burgenland als die von der Erweiterung besonders betroffenen Bundesländer sei die Anbindung an die Nachbarregionen und die Verkehrskorridore eine "Überlebensfrage", so Schenz. Der Generalverkehrsplan sei zwar ein erster Schritt in die richtige Richtung, Pläne und Spatenstiche seien aber zu wenig. Denn schon gegenwärtig sei die Infrastruktur in Ostösterreich den Herausforderungen nicht gewachsen.

Achse Wien-Bratislava

Früher konnte man mit der Straßenbahn auf einen Kaffee in einer Stunde vom Wiener Konzerthaus nach Preßburg fahren, verweist Schenz auf die Geschichte und die inzwischen stark verbesserungsfähigen öffentlichen Verkehrsanschlüsse der österreichischen Hauptstadt Richtung Osten. In ganz Europa würden keine zwei Hauptstädte so nah beieinander liegen wie Wien und Bratislava, eine Entwicklungsachse sei damit mehr als natürlich. Mit Hilfe von aufeinander abgestimmten Regional- und Stadtentwicklungspläne beider Länder könne die Infrastruktur an die künftigen Pendlerströme angepasst werden. Für die Stadt Wien weist Schenz in diesem Zusammenhang auf zwei vorrangige Projekte hin: auf die Schaffung von drei Güter-Terminals, Nord, Süd und Freudenau, sowie den Bau eines Bahnhofes Wien, der eine Durchbindung der Schienen in alle Richtungen ermöglicht.

Nord-Süd-Verbindungen

Vor dem Hintergrund der EU-Erweiterung kommt auch aus niederösterreichischer Sicht dem Ausbau der Verbindungen von Wien nach Bratislava, Brünn, Znaim und Breclav enorme Bedeutung zu. Nur entsprechende Hochleistungsverbindungen würden die Entwicklung von neuen Wachstumsachsen in Niederösterreich unter Einbindung des Wald- und Weinviertels sowie des südlichen Landesteils möglich machen, ist Wolfgang Frank, Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich, überzeugt. Konkret fordert Frank vor allem eine Beschleunigung des Ausbaus der Nord-Süd Achse, etwa durch die Errichtung der A 5 Nordautobahn und der B 303, der Weinviertler Straße. Beim Schienennetz sei eine Beschleunigung der Nordbahn und die Förderung des Nahverkehrs vorrangig, hinsichtlich der Wasserstraßen der Donau-Oder-Elbe-Kanal.

Bedeutende Veränderungen im ungarisch-burgenländischen Grenzgebiet, vor allem im Zuordnungs- bzw. Einzugsbereichen der Städte, erwartet Werner Frantsits, Präsident der Industriellenvereinigung Burgenland. Weil auf österreichischer Seite bedeutende wirtschaftliche Zentren fehlen, würden neue Zentren wie Bratislava, Györ, Sopron und Szombathely für das südliche Niederösterreich wie auch für das Burgenland neue Wachstumschancen bringen. Die Voraussetzung dafür sei auch hier eine optimale Anbindung an diese Entwicklungskerne, meint Frantsits.