Suche nach "habitablen" Zonen im All, | Start in neue Ära der Wettervorhersage.
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Wien. Kaum eine Woche vergeht, in der die Weltraumforschung nicht neue Fortschritte melden kann - sei es die Bilanz einer Forschungsmission oder den Start einer neuen. Die Nachricht, dass das seit August 2013 nicht mehr funktionstüchtige Weltraum-Teleskop "Kepler" 715 bisher unbekannte Planeten entdeckt hat, bewertet Wolfgang Baumjohann, Leiter des Instituts für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), sehr hoch.
Bei dieser Forschung geht es einerseits grundsätzlich darum, wie Sonnensysteme entstehen, auf der anderen Seite natürlich auch darum, welche der entdeckten Exoplaneten (Planeten außerhalb unseres Sonnensystems) in "habitablen", also möglicherweise von Lebewesen bewohnten Zonen liegen. Dort erlauben die Temperaturen die Existenz von Wasser. Baumjohann sieht aber für Leben wie auf der Erde noch zwei weitere Kriterien als nötig an: Vulkanismus, der dafür sorgt, dass Kohlendioxid - etwa in Gebirgen - gebunden werden kann, und ein Magnetfeld, wie es etwa auf dem Mars nur noch in Resten besteht, was mit einer relativ hohen Strahlenbelastung verbunden ist.
Wann wird man bei den neu entdeckten Planeten genauer sagen können, ob auf einzelnen von ihnen Leben möglich ist? "In etwa zehn Jahren, vielleicht auch etwas weniger", sagt Baumjohann. Man werde auf die Ergebnisse des "Kepler"-Nachfolgers "Plato" warten müssen, der 2024 ins All aufbrechen soll und mögliche Planeten in habitablen Zonen gut erkennen können wird. Darüber hinaus gilt es, nicht nur Helligkeitsschwankungen, sondern auch Spektrallinien zu analysieren, die auf das Vorkommen bestimmter Elemente und Moleküle schließen lassen. Methan, das lange als aufschlussreich galt, helfe nicht viel weiter, da es sowohl künstlich als auch natürlich entstehen könne. Eine Sauerstofflinie, so Baumjohann, wäre da schon etwas anderes, denn "es gibt wenige Möglichkeiten, Sauerstoff anders zu erzeugen als durch Lebewesen wie auf unserer Erde".
Raschen praktischen Nutzen erhofft man sich vom Satellitenprojekt GPM (Global Precipitation Measurement), das die Weltraumagenturen der USA (Nasa) und Japans (Jaxa) gestartet haben. Am Freitagmorgen (Ortszeit) startete die japanische H-IIA-Rakete mit dem Satelliten an Bord, der aus 400 Kilometer die Wolken durchleuchten und eine neue Ära der Wettervorhersage einleiten soll.
"Ohne Wettersatelliten wäre die Wettervorhersage heute noch in den 1970-er Jahren", meint Baumjohann, "als man gerade für zwei bis drei Tage halbwegs richtige Prognosen machen konnte". Gerade für Japan, das oft heftigen Niederschlägen ausgesetzt sei, habe eine sichere Prognose große Bedeutung.
Vergleichbar mit einer medizinischen Untersuchung
Der neue Satellit kann Niederschlag mit einem "Dual-Frequenz-Radar" und einem Mikrowellenradiometer messen, zwei Instrumenten, die laut der Meteorologin Gail Skofronick Jackson mit Röntgen und Computertomographie bei einer medizinischen Untersuchung vergleichbar sind. Die Wolken werden durchleuchtet und gescannt, um zu diagnostizieren, was in ihnen vorgeht. Man will mit diesem Projekt nicht nur die Wettervorhersage revolutionieren, sondern auch den globalen Wasserkreislauf und seine Auswirkungen auf das Weltklima untersuchen.