Wer hierzulande einen Tag nach Herzenslust "shoppen" will, braucht rein theoretisch keine dicke Brieftasche mehr. Ein paar Karten tun's auch, vorausgesetzt man betritt die richtigen Geschäfte. | Lange zu suchen braucht man nicht mehr: Der "unbare Zahlungsverkehr" hat in Österreich in den vergangenen Jahren riesige Fortschritte gemacht.
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Nach Angaben der Europay Austria GmbH, die als Drehscheibe für kartengesteuerte Zahlungssysteme fungiert, standen per 30. Juni 1999 den Konsumenten österreichweit bereits 23.049 Bankomat-Kassen
zur Verfügung, ein halbes Jahr zuvor waren es noch 19.240 gewesen. Im ersten Halbjahr 1999 wurden an den Terminals 25,4 Mill. Transaktionen im Wert von 18,2 Mrd. Schilling durchgeführt.
Die Elektronische Geldbörse (Quick), die 1996 eingeführt wurde, konnte zur Jahresmitte 1999 an 23.214 Terminals eingesetzt werden, das sind um rund 4.000 mehr als zum 31. Dezember 1998. Laut Europay
wurden im ersten Halbjahr mit Quick 1 Mill. Transaktionen mit einem Umsatz von 70,7 Mill. Schilling getätigt.
Die Zahl der Inhaber einer MasterCard/Eurocard, die bereits im vergangenen Jahr um 11,4% auf 674.259 gestiegen war, hat sich im ersten Halbjahr laut Europay weiter auf 743.629 erhöht.
Wer trotzdem lieber mit Bargeld bezahlt, kann sich rund um die Uhr an den 5.150 Geldausgabeautomaten (Bankomaten inklusive Foyer-Automaten) bedienen, an denen bis 30. Juni rund 76,5 Mrd. Schilling
behoben wurden. Zum Vergleich: Ende 1994 gab es in Österreich erst 3.000 solcher Geldausgabeautomaten.
Zur Jahreswende wird mit einem erhöhten Bargeldbedarf gerechnet, weshalb die heimischen Banken die Bankomaten besser bestücken werden, wurde bereits angekündigt. Wer auf Nummer sicher gehen will,
zahlt · siehe oben · eben mit Karte. Ob im Supermarkt, an der Tankstelle, im Möbelhaus, in der Buchhandlung: Bargeldlose Kunden sind im Handel alltäglich geworden. Wie Peter Trcka, Geschäftsführer
der den östereeichischen Geldinstituten gehörenden Europay GmbH, es ausdrückt: "Bargeld ist in der Abwicklung am teuersten". Der Handel habe dies erkannt und entsprechend reagiert.
Dennoch ist nicht alles eitel Wonne. So sieht der Handel in der Europay ein Monopolunternehmen und wünscht sich mehr Wettbewerb bei den Gebühren. Um diese geht es auch in einem seit geraumer Zeit
zwischen der Europay und zwei ihrer Gesellschafter, die Erste Bank und die Bank Austria, schwelenden Gerichtsstreit. Die Deutsche Bank hatte im Juni 1998 das für den Handel billigere bargeldlose
Zahlungssystem db-POS, das auf Einzugsermächtigungen beruht, in Österreich eingeführt. Der Kunde legt dabei seine Euroscheckkarte an der Kassa vor und ermächtigt mit seiner Unterschrift auf dem
Zahlungsbeleg den Verkäufer zur Einziehung des Kaufbetrages von seinem Bankkonto. Da einige Banken bald darauf die Einzugsermächtigungen mit einer Ausgleichsgebühr ("domestic interchange fee") in
Höhe von 5 Schilling je Transaktion belegten, brachte die Deutsche Bank im März 1999 bei der Europäischen Kommission und beim Handelsgericht Wien Klagen ein. Das Handelsgericht untersagte im April
durch einstweilige Verfügung die 5-Schilling-Gebühr. Laut Erste-Bank-Sprecher Michael Mauritz wurde die Verfügung vor wenigen Tagen wieder aufgehoben, da die Deutsche Bank eine ihr auferlegte
Kautionszahlung in Höhe von 10 Mill. Schilling bis zu einem Stichtag nicht geleistet hat. Ob die Gebühr rechtens ist oder nicht, wird nun weiter geprüft. "Uns geht es um die Sicherheit und die
Vermeidung von Mißbrauch", betonte Mauritz. Die Banken bestehen bei Gericht darauf, daß eine PIN-Code-Abfrage und eine Sperrprüfung beim db-POS-System erfolgen muß.