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Das Ziel, die Zahl der Plastiksackerl bis 2019 um die Hälfte zu reduzieren, scheint trotz Verbots unerreichbar.
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Wien. So leicht Sackerl sind, so gewichtig ist deren Bedeutung: Weit mehr als 100 Millionen Tonnen Plastikmüll verschmutzen bereits die Weltmeere - und jährlich kommen geschätzt weitere zehn Millionen Tonnen hinzu. Österreichs Regierung will daher ein komplettes Plastiksackerlverbot im Handel ab 2020 beschließen, wie am Wochenende bekannt geworden ist. Betroffen sind alle Kunststofftragetaschen mit Ausnahme jener, die biologisch vollständig abbaubar sind.
Außerdem ist ab 2020 ein Verbot der Beimengung von Mikroplastik in Kosmetik und Reinigungsmitteln geplant. Und: Die Einwegplastik-Richtlinie der EU vom Oktober dieses Jahres, wonach Kunststoff-Wegwerfprodukte wie Plastikteller und Strohhalme verboten werden sollen, soll rasch umgesetzt werden. Kunststoffindustrie und Handel protestierten.
Die Idee des Plastiksackerlverbots ist allerdings nicht neu - und Ziele, die sich Österreich schon vor Jahren gesetzt hat, werden voraussichtlich nicht erreicht. Bereits im Frühling 2015 hatte das Europaparlament eine EU-Richtlinie angenommen, die den Verbrauch von Plastiksackerln mindern sollte. Für die EU-Staaten bedeutete das eine verpflichtende Reduktion der Sackerl bis Ende 2019 (Maximalverbrauch von 90 Plastiksackerln pro Person) sowie das Ende der kostenlosen Abgabe bis Ende 2018.
Pakt mit Unternehmen
Österreich schloss in diesem Sinne 2016 unter dem damaligen Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) einen freiwilligen Pakt: Dieser sah unter anderem die Halbierung des Tragetaschenverbrauchs von 50 auf 25 Stück pro Person bis 2019 im Vergleich zu 2014 vor.
Seit 1. Jänner 2018 dürfen auch tatsächlich keine Gratis-Plastiksackerl mehr im Kassenbereich aufliegen - von der Halbierung des Tragetaschenverbrauchs ist man allerdings noch einiges entfernt. Denn wurden 2014 pro Person rund 63 Sackerl aus Kunststoff abgegeben, waren es 2017 noch immer knapp 49. Diese Zahlen, die das Umweltministerium zur Verfügung gestellt hat, stammen von jenen Unternehmen, die damals den Pakt mit dem Ministerium getroffen hatten, darunter die Rewe Group, Spar und Hofer. Die Vorgaben der EU-Plastikrichtlinie von 2015 mit der Senkung des Maximalverbrauchs auf 90 Plastiksackerl pro Person bis 2019 werden indes leicht erfüllt.
In Italien gibt es übrigens schon seit 2011 ein Verbot für Sackerl, die aus nicht biologisch abbaubarem Material bestehen. Und in Frankreich sind diese seit 2016 landesweit verboten. Irland hat wiederum eine Umweltsteuer auf jedes Plastiksackerl eingeführt - der Verbrauch ging daraufhin um mehr als 90 Prozent zurück. Länder außerhalb der EU gehen zum Teil noch rigoroser vor. In Südafrika zum Beispiel wird ein Verstoß gegen das Verbot mit einer Geld- oder Gefängnisstrafe geahndet.