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In jedem Weltmeer treibt ein Plastikstrudel. | Wien. "Jedes Stück Plastik, das seit der Erfindung 1909 produziert wurde, existiert noch, teils in kleinen Partikeln im Ozean", betont der Aktivist David de Rothschild. Plastikbecher, Plastiksackerln, Getränkeflaschen - alles landet im Meer. In den Mägen von Fischen werden Plastikstücke gefunden, die kleiner sind als Mikroorganismen.
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Im Pazifik dümpelt ein Strudel von Plastikmüll, der 1000 Seemeilen vor der Küste Kaliforniens ein Meeresgebiet so groß wie Deutschland vergiftet. Genau weiß niemand, warum die oft nur millimetergroßen Plastikteile so dicht unter der Wasseroberfläche treiben, dass die Müllhalde auf Satellitenfotos nicht einmal zu sehen ist. Auch über die Menge und das Gewicht der Kunststoffmasse wird spekuliert - Schätzungen zufolge sind es bis zu 100 Millionen Tonnen.
Stichproben der Marine Research Foundation zeigen, dass der Müllwirbel 100 Mal mehr Plastik als Plankton erhält. 80 Prozent davon wird vom Land in die Ozeane getrieben. Der Plastikmüll wird also größtenteils durch die täglichen kleinen Umweltsünden des Menschen verursacht.
Auch der Atlantik ist voller Müll: Oberhalb der karibischen Inseln sollen bis zu 200.000 Plastikstücke je Quadratkilometer auf der Meeresoberfläche schwimmen. Fünf große Plastikstrudel sind bekannt, praktisch in jedem Weltmeer einer. Da der Müll in internationalen Gewässern kreist, fühlt sich kein Land zur Beseitigung verpflichtet.
Japanischen Forschern zufolge lagern sich an Plastik-Bruchstücken giftige Substanzen in einer Konzentration ab, die bis zu eine Million Mal höher ist als im umgebenden Meerwasser. Auch der Abbau der Kunststoffe im Ozean ist wesentlich giftiger als bisher angenommen. Denn dabei werden Stoffe frei, die möglicherweise Krebs verursachen und den Hormonhaushalt von Mensch und Tier stören. Die toxischen Plastikpartikel gelangen über Millionen kleiner Laternenfische, die sie bei ihren Futterwanderungen mit Zooplankton verwechseln, in die Nahrungskette.
In einer Studie an 2500 Personen fanden Forscher der US-Gesundheitsbehörde die Plastik-Chemikalie Bisphenol A im Urin von 93 Prozent der Teilnehmer.