Kooperation von Bundesheer und Immobiliengesellschaft. | Erlös soll zwischen 400 Millionen und 1 Milliarde liegen. | Wien. Weil das Bundesheer Geld braucht, hat die Bundesheerreformkommission empfohlen, bis zu 40 Prozent der Liegenschaften des Verteidigungsressorts zu veräußern. Nun soll aus dem Verkauf von 26 Kasernen, sieben Amtsgebäuden, vier Truppenübungsplätzen und anderen Liegenschaften - in Summe 52 der bisher 140 Objekte - laut Verteidigungsminister Günther Platter ein Erlös von annähernd einer Milliarde, mindestens aber von 400 Millionen Euro hereinkommen.
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Bis 2013 sollen alle Objekte verkauft sein
Das Verteidigungsministerium hat mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) eine eigene Verwertungsfirma namens Sivbeg (Strategische Immobilien EntwicklungsgesmbH.) gegründet, die in acht Jahren alle Immobilien verkaufen soll. Als Sivbeg-Geschäftsführer wurden Adi Leitner, ein Jurist der BundesbeschaffungGesmbH., und Stephan Weninger von der BIG, bestellt.
Die 26 Kasernen sind bereits ausgewählt, aber bis auf zwei noch nicht geschlossen. Die Materie ist heikel, da viele Gemeinden mit dem Vorgehen des Ministeriums nicht zufrieden sind. Die Trollmann-Kaserne in Steyr sowie die Berger-Kaserne in Neusiedl stehen zum Verkauf bereit und werden wohl im ersten Immobilienpaket enthalten sein, dass die Sivbeg schnüren wird.
Weiters werden in diesem Paket vermutlich auch die Marc-Aurel Kaserne in Hainburg, die Aichelburg Kaserne in Wolfsberg, die Kopal Kaserne in Spratzern, das Munitionslager in Lofer und das Amtsgebäude Modecenter in Wien enthalten sein. Genaue Angaben wollte Minister Platter allerdings nicht machen. Die Betroffenen sollen nicht von außen erfahren, was zuerst verkauft wird. Wieviele Soldaten von der Änderung betroffen sind, wollte der Minister auch nicht sagen. Geschätzt wird 3000 bis 5000.
So müssen die 200 Soldaten der Rainer-Kaserne bei Salzburg, die 2008 geschlossen wird, in Zukunft ihren Dienst anderswo verrichten. Härtefälle will man durch ein Sozialpaket vermeiden, doch viele müssen durch die Verlegung des Arbeitsorts mit längeren Pendelzeiten rechnen. Außerdem droht einigen der berufliche Abstieg, der durch das Beibehalten der alten Gage, auf bestimmte Zeit, annehmbar werden soll.
Die Aufgabe der Sivbeg wird es sein, die Gespräche mit den Bürgermeistern zu führen und Vorschläge für die Entwicklung der Liegenschaften zu unterbreiten, damit eine den Wert sichernde Flächenwidmung genehmigt wird.
Mit der Form einer gemeinsam vom Bundesheer und der BIG gegründeten Gesellschaft werde Neuland betreten, meint BIG-Chef Christoph Stadlhuber. Die für die BIG anfallende Provision wollte er nicht nennen, sie sei "erfolgsabhängig". Potentielle Käufer gäbe es "quer durch den Immobilien-Gemüsegarten".
Für reine Finanzinvestoren sei ein Kauf weniger interessant, denn es brauche "viel Phantasie, um die Liegenschaften zu entwickeln". Ab sofort sei das Unternehmen jedenfalls in Gang, erklärte er mit militärischem Zungenschlag: "Der Marschbefehl ist bereits erteilt."