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Pleite mit Anlauf

Von Reinhard Göweil

Leitartikel

Mirko Kovats und Irland haben eines gemeinsam: Ihr jeweiliger Höhenflug wurde als Indiz gewertet, dass eine größtmögliche wirtschaftsliberale Haltung auch größtmöglichen Erfolg garantiert. Nun ist Irland, das mit Null-Steuern und Null-Regulierung viele Unternehmen ins Land lockte, pleite. Ganz Europa bezahlt nun teuer die irische Party.


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Kovats, der den Staat als Übel bezeichnete, ist ebenso pleite - nun ganz und gar. Die Mitarbeiter des A-Tec-Konzerns, die bald ihre Jobs verlieren, werden nicht von der Kovats-Stiftung weiterbezahlt, sondern von den öffentlichen Arbeitslosen-Netzen.

Ist das nun also die Pleite des wirtschaftsliberalen Modells? In ihrer reinen Form, ja. In Wahrheit muss eine Gesellschaft einen Mix finden zwischen dringend notwendiger unternehmerischer Freiheit und dem berechtigten Ziel, breiten Wohlstand zu erhalten.

Die soziale Marktwirtschaft wäre durchaus so ein Modell, doch dazu ist es notwendig, dass sich alle daran halten. Kovats hat mit dem Geld anderer einen nicht wirklich logischen Konzern gezimmert. Dafür wurde er von vielen gefeiert. Nun stellt sich heraus, dass er seine Gläubiger nicht bedienen kann oder will.

Irland hat mit dem Geld der EU ein System aufgebaut, das im Desaster endete. Unkontrollierte wirtschaftliche Freiheit, das lernen wir, führt zu teuren Verwerfungen, die erst recht die Allgemeinheit zu bezahlen hat. Kovats hat die steuerlichen Möglichkeiten, die auch Österreich bietet, sicherlich bestens genutzt - andere Konzerne werden mehr Steuern bezahlt haben.

Nun, die Republik Österreich steht in Europa vergleichsweise sehr gut da, weil es einen Ausgleich gibt. Andere Konzerne, die mehr Steuern als die A-Tec bezahlt haben, sind nicht pleite, bieten ihren Mitarbeitern relativ sichere Arbeitsplätze.

Worauf es also ankommt, hat weniger mit "Neo-Liberalismus" oder "Staats-Intervention" zu tun, als vielmehr, mit welcher Verantwortung die "Wirtschaftssubjekte" an die Sache herangehen. Kurzfristiger Gewinn und das ausschließliche Schielen auf persönlichen Reichtum, das geht immer schneller schief. Sowohl in Ländern wie Irland als auch in Unternehmen wie der A-Tec.