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562 Millionen Euro flossen zuletzt in den Ausbau. | Öffentliche Hand muss immer öfter Liftbetreiber stützen. | Wien. Kitzbühel: Ein Skigebiet der Superlative, das sich bei der traditionellen Abfahrt am kommenden Wochenende in Bestform präsentieren wird. Von solchen Höhen können die meisten Skigebiete in Österreich nur träumen. Vor allem Regionen in den mittleren und niedrigen Lagen kommen immer stärker unter Druck. Viele kämpfen ums wirtschaftliche Überleben. | Niederösterreich kauft Skipisten ein | Analyse: Die Niederösterreich-Holding
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Besonders krass und aktuell ist die Situation in Niederösterreich. Dort gibt es seitens des Landes bereits Überlegungen, finanziell angeschlagene Skigebiete zu übernehmen, um einen Weiterbestand zu sichern. Ein Weg, der bereits heftige Reaktionen hervorrief.
Der Investitionsdruck in Richtung Komfort der Anlagen und Pistenflächen habe in den vergangenen Jahren "enorm zugenommen", erklärt Erik Wolf, vom Fachverband der Seilbahnwirtschaft in der Wirtschaftskammer der "Wiener Zeitung". Damit gehe aber auch die Schere zwischen großen Unternehmen in Toplagen, die mittlerweile zur Weltspitze gehören, und Skigebieten in den unteren Regionen, immer weiter auseinander, erläutert der Experte.
In Österreich gibt es exakt 254 Seilbahnunternehmen (Winter-, Gletscher-, und Zweisaisonenbetriebe), dann noch rund 550 Schleppliftbetreiber mit oft nur einer Liftanlage. Um den Ansprüchen der Skitouristen gerecht zu werden, muss immer tiefer in die Tasche gegriffen werden. Von den großen Seilbahnbetreibern wurden im Betriebsjahr 2010 in Summe 562 Millionen Euro investiert. 287 Millionen entfielen davon auf Komfort und Sicherheit, 153 Millionen auf Beschneiungstechnik und 122 Millionen auf Pistenbau, Zutrittssysteme, Pistengeräte et cetera.
Wichtige Infrastrukturin den Regionen
Für kleinere Skiregionen wird es da immer schwieriger mitzuhalten. Wolf gibt zu bedenken: Ein Skigebiet "ist gleichzeitig eine wichtige touristische Infrastruktur und hat enorme Umwegrentabilität in der Region. Auch sind Skigebiete für die Branche wichtig, weil sie den Nachwuchs heranbilden".
Die Unterstützung durch öffentliche Mittel, wie es in Niederösterreich jetzt der Fall sein könnte, sieht der Interessenvertreter kritisch: "Wenn es von öffentlicher Hand Unterstützung gibt, um den Betrieb durch schwere Zeiten durchzubringen, ist es unter diesem Gesichtspunkt sicher sinnvoll. Es hat aber wirtschaftlich nicht nur Vorteile. Es kommt zwangsläufig zu einer Marktverzerrung, wenn dann dort auch politische Preise entstehen."
Aber nicht nur in Niederösterreich gibt es eine Polit-Debatte auf dieser Ebene. In Oberösterreich stand eine Haftung von mehr als 600.000 Euro für die Weiterführung des Winterbetriebs bei den insolventen Kasbergbahnen im Bezirk Gmunden zur Diskussion. Ein entsprechender Antrag wurde im Dezember im Landtag abgesegnet.
Seilbahnlösung inOberösterreich gesucht
Das Land und eine Gruppe rund um Peter Schröcksnadel, die den Betrieb derzeit gepachtet hat, streben eine institutionalisierte Seilbahnlösung für die großen oberösterreichischen Skigebiete bis Sommer 2011 an. Falls diese nicht zustande kommt, wird das Land mit bis zu 600.000 Euro haften. Zudem hat es sich verpflichtet, einen eventuellen Verlust von bis zu 300.000 Euro abzudecken. Für die Kasbergbahnen musste im Juli des Vorjahres bei einer Überschuldung von mehreren Millionen Euro ein gerichtliches Sanierungsverfahren eingeleitet werden.
In Wien wurde die weltcuptaugliche Piste auf der Hohe-Wand-Wiese privatisiert. Außer finanziellen Gründen war auch die Haftungsfrage bei Unfällen dafür ausschlaggebend, dass die SPÖ-nahen Naturfreunde den Betrieb übernommen haben.
Die St. Urbaner Skiliftgesellschaft in Kärnten musste im Vorjahr Konkurs anmelden. Das Unternehmen war mit rund 900.000 Euro überschuldet.
In Tirol wiederum kam im Osttiroler Defereggental die Bergbahn- und Skigesellschaft St. Jakob ins Trudeln. Das Skigebiet zählt gut 200.000 Gäste pro Jahr. Inzwischen hat das mit 6 Millionen Euro insolvente Unternehmen einen neuen Besitzer: Ein Zillertaler Seilbahnunternehmen führt nun den Betrieb.