Durch eine stärkere Insolvenzprophylaxe könnten in Österreich jährlich tausende Arbeitsplätze gerettet werden, meinen Experten der Managementberatung A.T. Kearny. Gemessen an der Insolvenzrate - Anzahl der Insolvenzen im Verhältnis zur Anzahl der Firmen - nimmt Österreich mit 1,73% den vorletzten Platz in der EU ein.
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"Insolvenzen entstehen nicht von heute auf morgen", betonte Robert Kremlicka, Leiter der Wiener A.T.-Kearny-Niederlassung gestern vor Journalisten. Bevor ein Unternehmen in eine Liquiditätskrise schlittere, also Kredite nicht mehr bedienen und Lieferanten nicht mehr bezahlen könne, gebe es eine Reihe von Faktoren, bei denen eigentlich schon die Alarmglocken schrillen sollten. Fehlende Geschäftsstrategien, veraltete Vertriebsmethoden oder Innovationsdefizite seien solche Frühwarnsignale.
Ursachen für Insolvenzen sind "hausgemacht"
Die Ursachen für Insolvenzen sind in Österreich meist hausgemacht, ergab eine Studie von A.T. Kearny. "Externe" Faktoren wie etwa die Wirtschaftsdynamik, Unternehmenssteuern, die Forschungsintensität oder die Qualität des Arbeitskräfteangebots spielen als Auslöser nur eine untergeordnete Rolle. In 29% der Fälle sind Planungs- bzw. Steuerungsfehler schuld am Niedergang eines Betriebs. Allgemeine Managementfehler wie ungenügende Kenntnis der Branche oder des praktischen Wirtschaftslebens sind für 25% der Pleiten verantwortlich, gefolgt von Fehlern im Finanzmanagement (20%) und Fehleinschätzungen der direkten Umwelt, z. B. durch eine geänderte Marktlage. Persönliches Verschulden ist in 7% der Fälle die Ursache für die Pleite eines Betriebs.
"Vorsorge" auf mehreren Ebenen möglich
Zu den "Vorsorgemaßnahmen" zählen die Experten von A.T. Kearny u. a. in Großunternehmen zusätzlich zur 6-jährigen externen Rotation von Wirtschaftsprüfern eine dreijährigen interne Rotation. Weiters sollten in den Aufsichtsräten neben Kapital- und Arbeitnehmervertreter auch international versierte Branchen-Experten vertreten sein.
"Ein gewisses Ausmaß an Unternehmensmortalität ist durchaus gewünscht, denn das ist Zeugnis einer dynamischen Wirtschaftsentwicklung", so Studienautor Karl Ertl. Dennoch würde Österreich eine Reduktion der Insolvenzquote auf den EU-Durchschnittswert von 0,83% gut tun: Die Insolvenzverbindlichkeiten würden sich dann um rund 1,6 Mrd. Euro verringern und mehr als 10.000 Arbeitsplätze könnten jährlich gesichert werden.