Bagdad - Erste Schritte auf dem Weg zu einer neuen Ordnung in der von Unruhen erschütterten Stadt sollen auf der Zusammenarbeit der US-Soldaten und den irakischen Beamten beruhen. Gemeinsam will man der Anarchie Herr werden und die Funktionstüchtigkeit der Infrastruktur, zu allererst der Stromversorgung, wiederherstellen. Die Herausforderung für die Amerikaner besteht vor allem darin, nicht mit Häschern des gestürzten Regimes gemeinsame Sache zu machen.
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Fünf Tage nach der Besetzung von Bagdad haben die US-Truppen immer noch große Mühen, das mit dem Sturz von Saddam Hussein entstandene Machtvakuum zu füllen. Eine Gruppe von fünf Offizieren der Marine-Infanteristen mit dem Auftrag, sich um die zivile Ordnung zu kümmern, hat Angestellte der bisherigen Verwaltung mit Zuständigkeiten für die Wasser- und Stromversorgung sowie für die Polizei ins Hotel Palestine gebeten. An einer Hotelbar kommt es zu den ersten Schritten auf dem Weg zu einer neuen Ordnung in dem vom Chaos heimgesuchten Bagdad.
Gemeinsame Polizeipatrouillen sollen in ein oder zwei Tagen beginnen, sagt der irakische Polizeioberst Mohammed Saki. "Wir werden auf jeden schießen, der eine Waffe trägt", kündigt er an. Vor dem Hotel fleht der Polizeimajor Ali Hussein die Soldaten an der Absperrung an, ihn vorzulassen. "Überall wird gestohlen und eingebrochen", sagt er. Um seine Dienste anzubieten, hat er extra eine Krawatte aus dem Schrank geholt.
Seine Argumente werden an der Hotelbar von Ahmad Hussein bekräftigt, einem Beamten der Meldestelle. Die Polizei müsse die Arbeit wieder aufnehmen. "Wir wollen nur die irakischen Bürger schützen", versichert er. Die Amerikaner aber sind misstrauisch. Sie befürchten, dass Polizisten mit irakischen Kämpfern zusammenarbeiten und diese mit Informationen über die US-Truppen versorgen könnten. "Die meisten Spitzenleute wollen wir nicht", sagt Korvettenkapitän Frank Simone. Diese seien zum größten Teil geflohen. "Viele von denen, die geblieben sind, sind anständige Kerle."
Zu den vorrangigen Aufgaben gehört die Wiederherstellung der Stromversorgung. Seit dem 2. April ist das Netz zusammengebrochen. Der Kraftwerksingenieur Rijad Nahed sagt, dass jemand aus der Regierung die Stilllegung der Stromversorgung angeordnet habe. Seitdem sind die meisten Arbeiter nicht zurückgekehrt. Offenbar blieb das Stromnetz während der Luftangriffe unbeschädigt. Es fehlt aber an Kraftstoff - und auch an einer Anweisung an die Arbeiter, die Arbeit wiederaufzunehmen.
Erste Anzeichen einer Beruhigung der Lage sind sichtbar. Die US-Truppen konzentrieren sich nicht mehr nur auf Schlüsselstellungen, sondern sind jetzt auch verstärkt über die gesamte Stadtfläche präsent. Und nach dem Abzug von einigen Panzern auf Straßenkreuzungen kommt der Verkehr wieder in Gang. Vor mindestens einem Krankenhaus steht jetzt ein US-Posten, nachdem die Plünderungen auch nicht vor Kliniken Halt gemacht hatten. In einem Fall rollten Plünderer Krankenhausbetten aus einem Krankenhaus, um sie zur Klinik in ihren Stadtteil zu bringen.
Die irakischen Zivilbeamten im Hotel Palestine sagen den US-Offizieren zu, dass sie die Arbeiter und Angestellten aufrufen werden, wieder ihre Arbeit aufzunehmen. Hauptmann Esra Carbins sagt: "Je eher Sie den Strom wieder zum Laufen bringen, desto eher können wir die Plünderungen stoppen."