Zum Hauptinhalt springen

Pneumonie: Wo Impfen nützt und vielfach schützt

Von Christa Karas

Wissen

Keine Erkrankung tötet mehr Kinder als Lungenentzündung. | Erreger oft die gefährlichen Folgen einer Influenza. | Wien. An bakterieller Lungenentzündung (Pneumonie) sterben mehr Kinder unter fünf Jahren als an irgend einer anderen Krankheit - auch in Europa. Die Weltgesundheitsorganisation WHO geht davon aus, dass infolge der beiden Haupterreger Haemophilus influenza B (Hib) und Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken/PNC) jährlich weltweit fast 20.000 Todesopfer in dieser Gruppe zu beklagen sind, und betont, dass die meisten vor allem dort vermeidbar wären, wo Kinder nicht in Armut leben, gut ernährt sind und ihre gesundheitliche Versorgung gesichert ist.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Neben Kindern sind vor allem Ältere und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem durch die Erreger - und hier vor allem durch die Pneumokokken - gefährdet, nicht nur an Lungenentzündung zu erkranken. Pneumokokken können, beginnend bei der Mittelohrentzündung, zu einer Reihe schwerer, lebensbedrohlicher Infektionen wie etwa Gehirnhautentzündung (Meningitis) und Blutvergiftung (Sepsis) führen. Da beide einen schnellen Verlauf haben, ist die frühzeitige Erkennung oft kaum möglich, bei Meningitis zum Beispiel stirbt selbst bei rascher Therapie jeder zehnte Erkrankte. Hinzu kommen mögliche Langzeitfolgen wie u. a. Lähmungen, Taubheit, Epilepsie und Entwicklungsstörungen.

Auffallend ist seit vielen Jahren, dass diese Bakterien gehäuft im Zuge von durch Viren verursachte Grippewellen auftreten, was lange dazu führte, dass sie direkt zu den Influenza-Folgen gezählt wurden. Dank der Epidemiologen und Mikrobiologen weiß man mittlerweile, dass sie quasi indirekt, aber umso gravierender am Krankheitsgeschehen beteiligt sind, und geht unter Experten davon aus, dass viele der vermeintlichen Grippeopfer (in Österreich pro Jahr geschätzte 4000 Tote) tatsächlich auf ihr Konto gehen.

Vieles spricht also dafür, vor allem Kleinkinder - da ihr Immunsystem nach Verschwinden des "Nestschutzes" noch nicht in der Lage ist, entsprechende Abwehrkräfte zu entwickeln - per Impfung vor Hib und PNC zu schützen. Hib ist in Österreich bereits in das kostenlose Impfprogramm für Kinder unter fünf Jahren aufgenommen worden, die Pneumokokken kommen Anfang 2010 hinzu, da es dann zwei konkurrierende Vakzine mit einer breiteren Abdeckung der PNC-Stämme geben wird.

Impfaktion noch bis zum Jahresende

Die derzeit bereits verfügbaren Impfstoffe schützen vor sieben bzw. zehn PNC-Typen und sind noch bis Ende Dezember im Rahmen einer Impfaktion in den Apotheken verbilligt erhältlich. Die beiden für Säuglinge und Kinder empfohlenen Impfstoffe kosten 65 Euro (statt 88) bzw. 72,40 Euro (statt 108), die Vakzine für Erwachsene - vor allem für alle über 60 generell empfohlen - ist um 24,50 Euro (statt 24,90) erhältlich und bietet Schutz für ungefähr fünf Jahre.